Sebastian Hahn und seine Freundin zünden am 23. Januar 2023 in einem Dorf in Danzhou in der südchinesische Provinz Hainan Feuerwerkskörper an. (Xinhua/Guo Cheng)
Für Sebastian Hahn war der diesjährige Beginn des chinesischen Neujahrs bereits das neunte Frühlingsfest in der südchinesischen Inselprovinz Hainan, aber es war das erste Mal, dass er das chinesische Neujahrsfest in einem Dorf verbrachte.
Hahn, der aus Berlin stammt, schloss 2020 sein Studium an der Universität Hainan ab und eröffnete letztes Jahr mit seiner chinesischen Freundin Tina ein Café in Haikou, der Hauptstadt von Hainan.
Während des diesjährigen Frühlingsfestes besuchte das Paar Tinas Heimatstadt, ein Dorf nahe der Stadt Danzhou.
„In der Vergangenheit habe ich das Frühlingsfest in Haikou verbracht, das während des Festivals immer fast leer war. Restaurants und Geschäfte waren geschlossen, weil die Menschen, die hier arbeiten, zum Neujahrsfest in ihre Heimatstädte gereist sind“, erklärt Hahn.
Im Dorf erlebte Hahn ein anderes Frühlingsfest, eines bei dem er überall Menschen sah, bei dem er unter anderem Straßenfeste besuchte, Reisknödel herstellte und mit Feuerwerkskörpern und Knallfröschen spielte.
„Auf dem Markt wimmelte es von Menschen, es roch nach frischen Früchten und Feuerwerkskörpern, und ich glaube, das ist die wahre Atmosphäre des chinesischen Neujahrsfestes“, begeistert sich Hahn, der das Frühlingsfest „so traditionell und lebendig“ erlebt hat, wie er es „vorher nicht kannte“.
Am zweiten Tag des chinesischen Neujahrsfestes lernte Hahn von der Mutter seiner Freundin, wie man Reisknödel macht. „Man nimmt klebriges Reismehl und Wasser, um kleine Bällchen zu formen, und kocht sie dann in Wasser. Das ist sehr interessant“, sagt er. „Die Reisknödel passen gut zu Zucker und schmecken köstlich.“
Hahns größte Freude war das Feuerwerk. „Wenn ich Feuerwerk spiele, erinnert mich das an meine Kindheit, denn in Deutschland hatten wir auch immer ein Feuerwerk zum neuen Jahr“, sagte Hahn.
Sebastian Hahn und seine Freundin zünden am 23. Januar 2023 in einem Dorf in Danzhou in der südchinesische Provinz Hainan Feuerwerkskörper an. (Xinhua/Guo Cheng)
Der Deutsche machte einen Ausflug zur Dongpo-Akademie, einen namhaften touristischen Anziehungspunkt in Danzhou.
„Su Dongpo war ein berühmter Dichter, der in der chinesischen Song-Dynastie (960-1279) lebte und bei den Chinesen sehr beliebt war“, teilt Hahn seine Erkenntnisse. „Sein Name ist in Hainan sehr häufig zu finden. An der Universität von Hainan gibt es zum Beispiel den Dongpo-See, und es gibt auch eine große Statue des Dichters.“
Hainan hat neben einigen allgemeinen Bräuchen und Traditionen wie dem Aufhängen von Spruchbändern mit Zweizeilern und dem Abbrennen von Feuerwerkskörpern auch seine besonderen lokalen Traditionen, hat Hahn registriert: „In Hainan essen die Menschen viel Hühnchen. Wir haben gestern und heute Hühnchen gegessen und werden es morgen wieder essen. Auf dem Markt sind überall Hühner zu finden, und jeder kauft frisches Huhn und sogar lebende Hühner", sagt er.
Hahn hatte eigens für Tina und ihre Familie „Hongbaos“ vorbereitet, traditionelle rote Umschläge mit Geldgeschenken, die zu den Feiertagen verteilt werden. „Ich denke, wenn man so viel Zeit in China verbringt, muss man sich an die lokalen Bräuche anpassen“, ist der Deutsche überzeugt.
Die Bedeutung des Frühlingsfests in China sei vergleichbar mit Weihnachten in Deutschland, glaubt Hahn. „Es ist das wichtigste Fest für Chinesen, und alle Familienmitglieder kommen zusammen, um sich wieder zu vereinen, genau wie an Weihnachten“, sagt er.