Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Austragungsorten der Welthochschulspiele in Chengdu ist es längst Routine: alle Essensreste und Lunchboxen werden getrennt entsorgt. Die Hinweise auf den Behältern für die Mülltrennung zeigen das grüne Label der Veranstaltung. „Alle Essensverpackungen sind aus abbaubaren bzw. wiederverwertbaren Materialien hergestellt“, sagt Fan Ye, der als ehrenamtlicher Helfer am Veranstaltungsort der Wasserballwettbewerbe im Einsatz ist.
Chengdu, Hauptstadt der Provinz Sichuan ganz im Südwesten des Landes, nutzt die Ausrichtung der FISU World University Games, bis 2020 bekannt unter dem Namen Universade, um die Stadt langfristig noch umweltfreundlicher zu machen.
Bitte unterschreiben: Auf den Wasserflaschen, die im Wasserball-Stadion der Männer gereicht werden, ist ein spezielles Feld aufgedruckt, auf dem man die Flasche mit seinem Namen kennzeichnen kann. So soll Verschwendung vorgebeugt werden. (Foto: Wang Junbao / Xinhua)
Recycling als Grundphilosophie
Die Wasserflaschen, die den Sportlerinnen und Sportlern während der Spiele gereicht werden, tragen ein freies Feld auf dem Etikett, auf dem die Teilnehmer ihren Namen eintragen können. Der chinesische Wasserballsportler Wang Beiyi unterschreibt gerne auf der Flasche, bevor er das Wasser trinkt. Außerdem wirft er die leere Flasche in einen speziellen Container im Athleten-Dorf, den „Low Carbon Cube“, also „kohlenstoffarmen Würfel“. „Der Würfel bringt mir einige Punkte für Kohlenstoffersparnis ein, die ich im Anschluss gegen Mitbringsel eintauschen kann“, berichtet er.
Fu Shijing, eine Mitarbeiterin am Veranstaltungsort, führt weiter aus: „Nicht nur im Athleten-Dorf, sondern an allen Wettkampfstätten findet sich ein solcher Würfel. Diese Anlagen sollen die Teilnehmer zu jeder Zeit an den Umweltschutz erinnern.“ In vielen Bereichen setzt die Großveranstaltung auf grüne Ansätze. So wurden beispielsweise mehr als 300 Sitze aus dem Hauptmedienzentrum der Olympischen Winterspiele 2022 in Beijing ausgeliehen. Das spart nicht nur Kosten, sondern auch Ressourcen.
Grünes Transportsystem
Derweil ist die amerikanische Leichtathletin Madeline Olson im Athleten-Dorf per Elektromobil unterwegs. Das Mini-Transportsystem hat zehn Haltestellen und hilft den Athletinnen und Athleten, bequem zwischen Unterkunft und Kantine zu pendeln. „Um die Fortbewegung der Teilnehmer im Athleten-Dorf zu gewährleisten, haben wir zudem spezielle Shuttlebusse vom Dorf zu den 49 Wettkampfs- und Trainingsorten eingerichtet. Wir erstellen tägliche Fahrpläne entsprechend den Wettkampfs- und Trainingszeiten der Sportler“, sagt Yin Xin, Mitarbeiter des Transport-Servicezentrums der Welthochschulspiele. Die Shuttlebusse fallen auf im Stadtbild der grünen Metropole. Verziert mit knuffigen Pandamotiven ziehen sie die Blicke der Passanten auf sich und machen so ganz nebenbei Werbung für die grüne Sache.
Du Shengge, Vizeleiter der Abteilung für städtische Arbeiten des Exekutivkomitees der Spiele, erklärt hierzu: „Es sind insgesamt rund 2340 Elektrobusse und E-Autos bei der Veranstaltung im Einsatz, was beweist, dass wir den Umweltschutz groß schreiben.“
Erneuerbare Energien kommen während des Turniers in großem Umfang in verschiedensten Bereichen zum Einsatz. So sind im Wettbewerbsgebiet Longquan 50 wasserstoffbetriebene Fahrzeuge aus lokaler Produktion unterwegs. Im Bezirk Pidu wurde eigens eine neue Benzin- und Wasserstofftankstelle gebaut, um die Versorgung von rund 100 umweltfreundlichen Bussen sicherzustellen.
E-Busse im Einsatz: Für das Event steht eine große Flotte an umweltfreundlichen Fahrzeugen zur Verfügung. (Foto: Wang Xi / Xinhua)
Energiesparende Gebäude
Die Temperaturen in Chengdu können im Sommer schon mal auf bis zu 35 Grad klettern. Wenn man viel Zeit im Freien verbringt, wird es also unangenehm. Beim Betreten des Life-Service-Centers im Athleten-Dorf weht den Teilnehmern dagegen eine kühle Brise um die Nase. Doch wer jetzt an stromfressende Klimaanlagen denkt, liegt falsch. Anstelle von Aircondition wird das Gebäude über ein natürliches Belüftungssystem gekühlt, das auf dem sogenannten „Lengxiang“-Verfahren beruht, einer traditionellen chinesischen Bautechnik, die bereits seit der Antike Anwendung findet. Laut Lu Yixiu, einem Architekten von China Southwest Architecture, reduziert diese Technologie den Stromverbrauch des Gebäudes im Vergleich zu klassischen Klimaanlagen um etwa 70.000 kWh pro Jahr.
Überdies handelt es sich bei den 13 neu errichteten Veranstaltungsorten der Chengduer Welthochschulspiele ausschließlich um umweltfreundliche Gebäude hohen Standards. Das Xindu Xiangcheng Sportzentrum, in dem die Basketballwettbewerbe stattfinden, wurde etwa mit einem modernen Regenwassersammelsystem ausgestattet. Die gesammelten Niederschläge werden später zur Bewässerung umliegender Pflanzen genutzt, was jedes Jahr über 3000 Tonnen Wasser spart. Die Tennishalle ist mit speziellem Glas ausgestattet, das beleuchtete Straßenschilder mit Strom versorgen kann. Andere Spielstätten verfügen über geothermische Wärmepumpen, die die Gebäude mit Strom versorgen.
„Unser Plan ist es, solche Beispiele grüner Technologie, die hier in Chengdu zum Einsatz kommen, zu sammeln und nach den Spielen in einem Bericht zusammenzufassen. So wollen wir das grüne Erbe der Spiele weitertragen, so wie es auch schon die Organisatoren der Winterolympiade in Beijing 2022 getan haben“, sagt Du. Insgesamt reduziere das grüne Maßnahmenpaket der Welthochschulspiele die Kohlenstoffemissionen um etwa 26.000 Tonnen, schätzt er.
*Die Autoren sind allesamt Sportjournalisten von Xinhua News.