In den letzten Jahren hat China die Energiewende intensiv vorangebracht. Die Volksrepublik hat Tempo gemacht beim Aufbau eines neuartigen Energie- und Stromversorgungssystems und dabei bemerkenswerte Erfolge erzielt. So konnte der Anteil der Stromerzeugung aus sauberen Energien weiter gesteigert werden. Nach Angaben der Nationalen Energieverwaltung (NEA) erreichte die weltweit neu installierte Leistung von Energieanlagen, die auf erneuerbare Energien setzen, im vergangenen Jahr 510 Gigawatt. China steuerte hierzu mehr als 50 Prozent bei.
Neue Energie aus China verleiht der grünen und kohlenstoffarmen Transformation des globalen Energiesystems also starke Impulse. Wu Qiang, Mitglied des Landeskomitees der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) sowie Forscher der Chinesischen Akademie der Ingenieurwissenschaften, sieht diese Erfolge untrennbar mit Chinas Regierungsführung verbunden, aber auch mit Innovationen von Unternehmensseite und der aktiven Beteiligung der gesamten chinesischen Gesellschaft.
Wu Qiang vor der Großen Halle des Volkes in Beijing (Foto mit freundlicher Genehmigung von Wu Qiang)
Wind- und Solarenergie gelten gemeinhin als die zwei vielversprechendsten Energiequellen auf dem Weg zur Ersetzung traditioneller fossiler Energieträger durch grüne Energie. Denn Wind- und Solarkraft sind sauber, leicht verfügbar, erneuerbar und weit verbreitet. Dank der gezielten Förderung im Rahmen des Ziels für CO2-Peaking und CO2-Neutralität sowie anderer Fördermaßnahmen erlebe Chinas Wind- und Solarenergie seit einigen Jahren ein kräftiges Wachstum, sagt Wu. „Sowohl bei der kumulierten als auch der neu installierten Leistung steht unser Land heute weltweit an erster Stelle“, freut sich das PKKCV-Mitglied. In Sachen installierte Leistung, Auslastungsgrad, Technologie und Ausrüstung sowie auch im Hinblick auf die industrielle Wettbewerbsfähigkeit von Wind- und Solarkraft habe man bemerkenswerte Ergebnisse erzielt. „Unser Land hat sich zu einer führenden Kraft bei der Transformation und Modernisierung der Energiestruktur gemausert“, lobt Wu.
„Wind- und Solarenergie befinden sich in einer vielversprechenden Periode voller strategischer Chancen und es wird erwartet, dass sie schnell eine dominierende Position in Chinas neuartigem Energiesystem einnehmen werden“, erklärt Wu. Hinter der starken Entwicklungsdynamik lauerten allerdings auch Probleme. So werde etwa zu viel Wert auf Entwicklungsumfang, Anlageninstallation und Geräteherstellung gelegt, während man Unterstützungskapazitäten, Stromerzeugung und Geräterecycling teils vernachlässige.
Wie lassen sich diese Herausforderungen bewältigen?
Mit Blick auf die bestehenden Probleme hat der Experte auf der diesjährigen Jahrestagung des 14. PKKCV-Landeskomitees vorgeschlagen, so bald wie möglich einen fundierten und angemessenen Entwicklungsplan für die Installation von Windkraft- und Solaranlagen zu formulieren, und zwar auf Grundlage der Anpassungsfähigkeit der Branche. Hier spielten vor allem Energiespeicherung und flexible Transformation eine Schlüsselrolle, so Wu.
Vor dem Hintergrund der groß angelegten und schnellen Installation von Windkraft- und Solaranlagen, der raschen Technologieentwicklung und der Lebensdauer der Anlagen von 20 bis 25 Jahren sei es notwendig, beschleunigt Verwaltungsstrukturen für den Umfang und die Geschwindigkeit der Installation zu schaffen, die den Regulierungsmöglichkeiten von saubererem Strom aus Kohle und Gas sowie verschiedenen Arten der Energiespeicherung entsprächen, so Wu. So ließe sich das Dilemma eines langfristig ineffektiven Betriebs großer Anlagen für Wind- und Solarenergie wirksam vermeiden. Schließlich verschlinge deren Installation enorme Summen. „Auch können wir auf diese Weise die Stromerzeugungskapazität aus solchen Energieträgern angemessen erhöhen und beschleunigt zuverlässige Alternativen für die Energieversorgung herausbilden, erläutert das PKKCV-Mitglied weiter.
Darüber hinaus schlägt Wu vor, die Versorgung mit strategischen Schlüsselmineralien besser sicherzustellen. Denn diese würden für die groß angelegte Entwicklung der Wind- und Solarenergie dringend benötigt. „Zu diesem Zweck sollten wir die heimische Exploration strategischer Schlüsselmineralien verstärken, um eine deutliche Steigerung der Reserven und der Produktion zu erreichen.“ Gleichzeitig gelte es, die Handels- und Investitionszusammenarbeit mit den Partnerländern der Seidenstraßeninitiative zu intensivieren, um die Sicherheit und Stabilität der Versorgungskanäle für strategische Schlüsselmineralien zu gewährleisten. Als Reaktion auf die bestehenden Probleme der begrenzten Landressourcen und der Risiken für Umwelt und Ökosysteme schlägt der Energiefachmann vor, den Bedarf an Landressourcen durch verschiedene Maßnahmen zu sichern, Umweltfragen über den gesamten ökologischen Lebenszyklus zu untersuchen und ein System zur grünen Kreislaufentwicklung für stillgelegte Anlagen zu etablieren und es kontinuierlich zu verfeinern.
„Mit Blick auf das laufende Jahr sollten wir Chinas System zur Energieerzeugung, -versorgung, -speicherung und -vermarktung weiter ausbauen, in Sachen Energiesicherheit eine klare rote Linie definieren und die Energiewende weiter vorantreiben“, so Wu. Er sieht 2024 als ein Jahr voller Hoffnung und freue sich auf eine enge Zusammenarbeit zwischen den Regierungen aller Ebenen, der Wirtschaft und der gesamten Gesellschaft. „Wenn alle an einem Strang ziehen, werden wir gemeinsam größere Durchbrüche bei der Transformation und Niveauhebung der chinesischen Energiestruktur erzielen“, ist Wu sich sicher.