China ist mit mehr als 5000 Jahren ein wirklich altes Land. Die auf dessen Boden 1949 gegründete Volksrepublik China ist dagegen mit 75 Jahren noch ziemlich jung. Ist das 75-jährige Bestehen ein Anlass zum Feiern? Ja, auf jeden Fall – für die Volksrepublik, ihre Bevölkerung und auch für mich.
Ich werde Ihnen erzählen warum: China hat sich nicht nur von einem unterentwickelten Agrarstaat zu einer der führenden Wirtschaftsmächte und zum globalen Impulsgeber Nummer eins gewandelt, es hat auch Hunderte Millionen von Menschen aus der Armut geholt, in historisch unvergleichlich kurzer Zeit einen bescheidenen Wohlstand für alle ermöglicht. Viele Chinesen fahren heute teure deutsche Autos und haben Eigentumswohnungen oder Häuser. Die Zahl der Milliardäre liegt im hohen dreistelligen Bereich.
Tanzen im Blut: Uigurisches Musikensemble im Dezember 2020 in Aksu im Autonomen Gebiet Xinjiang der Uiguren (Foto: Nils Bergemann)
Ich feiere dieses Jahr auch ein kleines Jubiläum: Ich habe insgesamt 7,5 Jahre in China verbracht, immerhin ein Zehntel des Alters der Volksrepublik. Zunächst war ich im Urlaub in China. Meine Eltern reisen beide leidenschaftlich gerne. Sie haben früher meinen Bruder und mich jedes Jahr auf mindestens drei längere Reisen mitgenommen, meistens ins Ausland. Ich habe diese Familientradition übernommen und reise, wenn immer es möglich ist.
Obwohl ich viele Orte gesehen habe, hat mich besonders China, das ich als Kind in den 1980er Jahren zuerst mit meinen Eltern besucht hatte, nie wieder losgelassen. Dieses geheimnisvolle Land im fernen Osten musste ich unbedingt wieder besuchen, dachte ich schon damals.
In Berlin lernte ich durch ein chinesisch-französisches Paar bald jede Menge Chinesen kennen. Wir trafen uns oft, um gemeinsam Kaffee zu trinken, chinesisches Essen zu kochen und zu plaudern. Sie waren voller Stolz auf die Entwicklung ihres Heimatlandes. Die Gespräche, die wir über Chinas Fortschritte führten, waren oft leidenschaftlich. Häufig drehte sich unsere Diskussion um Xi Jinpings entschlossenen Kampf gegen Korruption, den elektronischen Handel, das wirtschaftliche und technologische Wachstum und den Aufstieg chinesischer Marken wie Huawei.
China ist heute in vielen Bereichen führend. Bei der Elektromobilität ist es sogar an der Autobauer-Nation Deutschland vorbeigezogen und beim Flughafenbau ist China Champions-League-Sieger und wir sind höchstens Kreisklasse. China hat unzählige Internet-Konzerne und Deutsche können froh sein, wenn sie überhaupt schnelles Internet haben.
Diese hart erkämpften Fortschritte erfüllen auch Auslandschinesen mit Stolz. In den Augen meines Freundes Ming ist die Seidenstraßeninitiative ein weiteres Zeichen für den nationalen Aufschwung, genau wie die Olympischen Sommerspiele 2008 und die Winterspiele 2022 in Beijing. „China sucht nach einem Weg, gemeinsam mit der Welt zu wachsen, das zeigt sich in Initiativen wie der Shanghai Cooperation Organization (SCO), den BRICS-Gipfeln und der Seidenstraßeninitiative“, erklärte Ming mit leuchtenden Augen.
Nach 26 Jahren war ich 2011 zum zweiten Mal in China, für eine vierwöchige Rundreise. Gemäß dem chinesischen Sprichwort „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ ging dann 2017 mein Traum endlich in Erfüllung, und ich war zum ersten Mal nicht als Tourist in der Volksrepublik, sondern als Angestellter. Alles schien sich ganz natürlich zu fügen, als hätte ich einfach meinen Arbeitsplatz von Berlin nach Hamburg verlegt. Natürlich hinkt dieser Vergleich, denn in meinen Augen ist das Leben in China tausendmal aufregender und interessanter.
Der anfängliche Schleier des Geheimnisvollen verblasste bei mir nur langsam, weil ich in meinem direkten Umfeld gut mit Deutsch und Englisch zurechtkam, also kaum Chinesisch lernte. Wer aber China richtig begreifen will, muss Chinesisch können. Das ist hart, aber umgekehrt ist Deutsch für Chinesen auch eine Herausforderung.
Was willst Du denn? Kamel in Datong in der Provinz Shanxi, August 2020 (Foto: Nils Bergemann)
Meine anfängliche Neugierde und Begeisterung ist mir bis heute erhalten geblieben, was auch mit meinen Jobs zu tun hat. Ich arbeitete zunächst als Redakteur für die deutsche Abteilung der China Media Group und ab 2023 als Hochschullehrer für die University of International Business und Economics.
Mit meinen Urlauben seit 1985 – einschließlich eines Vorstellungsgesprächs im Januar 2017 – und meinem Leben ab 2017 in China habe ich Momente aus 50 Prozent der Geschichte der Volksrepublik erlebt. Deshalb darf ich ein klein wenig mitreden. Grundsätzlich denke ich, dass man eine gewisse Zeit in einem Land verbracht haben sollte, wenn man darüber schreiben will.
Meinen Landsleuten, lege ich ans Herz, dieses Jahr noch zum großen Jubiläum für zwei Wochen nach China zu reisen. Das geht ohne Visum. China ist viele Reisen Wert. Es ist ein sehr großes, vielfältiges und gastfreundliches Land, mit leckeren Speisen und malerischen Orten. Die Inselprovinz Hainan ist das (günstigere) Sylt Chinas, Beijing hat sogar viel – nur die guten Seiten – mit Berlin gemeinsam. Und die Wirtschaftsmetropolen Guangzhou und Shenzhen sind nicht nur ein beeindruckendes Zeugnis von Chinas immer noch anhaltendem Aufschwung, sondern auch kulinarisch gesehen Volltreffer. Der Service ist in China fast immer ausgezeichnet. Ich selbst habe bislang gut 40 chinesische Städte bereist, aber noch längst nicht alle Provinzen und Klimazonen geschafft.
Nach dieser kleinen Werbung nun aber zurück zum Jubiläum: Als die Volksrepublik China 1949 unter der Führung von Mao Zedong gegründet wurde, war meine Mutter noch nicht geboren und wirklich niemand konnte ahnen, dass ich dort einmal landen würde. Das Land, das zuvor von Dürren, Überschwemmungen, Erdbeben, vielen Hungersnöten, Kriegen und jahrzehntelangen inneren Konflikten arg gebeutelt, wirtschaftlich total erschöpft, aber längst nicht gebrochen war (Chinesen geben nie auf), stand vor gewaltigen Herausforderungen.
Im Zeitraffer erfolgten nun zunächst Verbesserungen der Landwirtschaft, der Krisenvorsorge und -bewältigung sowie der Infrastruktur. Noch einen Gang hoch geschaltet wurde ab 1978 mit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik unter Deng Xiaoping. Das politische Programm der Regierung stellte die Weichen für die rasante wirtschaftliche Entwicklung Chinas, die bis heute anhält. Die Öffnung für den internationalen Handel, ausländische Investitionen und marktwirtschaftliche Elemente waren zentrale Bestandteile dieser Reformen.
Als ich Mitte der 1980er Jahre das erste Mal mit meinen Eltern und meinem Bruder nach China reiste, war das Land noch in den Anfängen dieser Reformen. Damals war China noch weit entfernt von dem modernen Staat, den wir heute kennen. Das Straßenbild dominierten Fahrräder, und der Lebensstandard war im Vergleich zu westlichen Ländern bescheiden. Doch die Neugierde und der Wille zur Veränderung waren bereits spürbar. Apropos Neugierde: 1985 gab es viel weniger Ausländer und entsprechend groß war das Interesse an meinem blonden Zweimeter-Vater, der sich in den Hotelzimmern bücken musste, und seiner Familie. Handys gab es noch nicht und so hielt sich das Fotografiert-Werden in Grenzen.
China war und ist das Land des Essens mit seinen vielen verschiedenen Küchen und der interessanten Ess- und Teekultur. 1985 war ich wie betäubt von all dem Lärm in den Restaurants. Alle unterhielten sich lautstark. Dazu kamen Essensgeräusche weit über normalem Schmatz-Pegel. Nach Kellnern wurde regelrecht geschrien. Jahrzehnte später verstand ich aber erst, dass „Fuwuyuan“ kein Schimpfwort, sondern die chinesische Bezeichnung für „Kellner“ ist.
China hat wirklich alles: Regenbogen-Berge in Danxia in der Provinz Gansu, September 2018 (Foto: Nils Bergemann)
In vollen Restaurants ist es noch immer laut, auch, weil diese keine Sitznischen haben. Sie entsprechen eher Kantinen ohne Zwischenwände. Glücklicherweise wird dafür aber oft keine nervtötende Musik gespielt.
Damals hofften wir vergeblich auf ein Glas kaltes Wasser. Denn Chinesen bevorzugten durchweg warmes oder sogar heißes Wasser. Heute ergreifen manche Kellner sogar die Initiative und fragen Ausländer, wie sie ihr Wasser gern hätten. An heißen Tagen gibt es in vielen Restaurants gratis Wasserkaraffen mit kühlem Wasser und Zitronenscheiben.
Ich habe irgendwo mal gelesen, dass das Mit-Stäbchen-Essen auch von Chinesen nicht als die einfachste Methode der Nahrungsaufnahme angesehen wird, sie aber auch daran festhalten, weil so schon Kinder sehr früh etwas Kompliziertes lernen und besser auf das anstrengende Leben vorbereitet werden. Die chinesischen Schriftzeichen trainieren die kindlichen Gehirne dann sogar noch mehr. Ich kann heute Erdnüsse schnell mit Stäbchen essen, was immer noch besser ist, als sie Handteller-weise in mich hineinzustopfen.
Ich dachte erst, dass die Chinesen angesichts der Invasion der westlichen Fastfood-Ketten und hochkalorischen Trends so übergewichtig werden wie wir Deutschen. Im November 1987 eröffnete KFC seinen ersten Laden in Beijing. McDonald's begann seinen Siegeszug im Oktober 1990 in Shenzhen. In den 1990er Jahren galt es als modern, vornehm und würdevoll, einen Freund zu einem Essen bei McDonald's oder KFC einzuladen. Aber jetzt ist es, zumindest in den Augen der chinesischen Mittelschicht, nur noch ein Ort, an den man gelegentlich seine Kinder zum Essen mitnimmt. Die goldenen Zeiten des westlichen Fastfood sind schon eine ganze Weile vorbei. Chinesen bevorzugen eben auch chinesisches Fastfood.
Bei jedem neuen China-Besuch machte ich den Straßen-Check: Wie viele von 100 Passanten tragen Hüftgold mit sich herum? Doch trotz Eis, Milchtees, Cappuccinos, Burgern und Pizzen sind die Chinesen bis heute ein schlankes und recht fittes Volk, was die Medaillenspiegel der vergangenen Olympischen Spiele zeigen. Der Leistungsgedanke ist in China verbreitet, aber sehr wenige leisten sich überflüssige Pfunde. Im Fahrstuhl sollten sich Ausländer nie an der Höchstzahl der Gäste orientieren, sondern nur am zulässigen Gesamtgewicht, denn ein Ausländer wiegt so viel wie zwei Chinesen – naja, fast.
Wenn sich jemand in Deutschland einen halben Fisch in den Mund stecken und wenig später alle Gräten blitzblank in die Serviette spucken kann, reicht das für einen Fernsehauftritt. In China ist das nichts Ungewöhnliches. Hier dient der Mund noch als universelles Esswerkzeug, mit dem Fleisch und alles Essbare von noch so winzig kleinen Knochen separiert wird. In Deutschland übernehmen das Maschinen und das Produkt heißt Separatorenfleisch.
Ich hinke der chinesischen Entwicklung nicht nur bei den Ess-Finessen ein wenig hinterher. Ich war auch noch nicht im Weltall und ich nutze immer noch nicht TikTok. Auf einer Geburtstagsparty hatte ich in Berlin im Jahr 2004 gesehen, wie eine Chinesen fein säuberlich Weintrauben schälte – mit Hilfe ihres Mundes. Ich verstand damals die Welt nicht mehr und hielt sie – ehrlich gesagt – für verrückt. Vor ein paar Jahren wurde ich angesichts von besonders eklig-weichen Weintraubenschalen aber selbst zum Schäler.
Transparenz beruhigt nicht immer: Glasbrücke in Shidu nahe Beijing, Juni 2019 (Foto: Nils Bergemann)
Beim Sonnenblumenkernen-Herausholen, dem nationalen Hobby hier, bin ich schon länger fast auf chinesischem Niveau. Ich erledige zwar nicht alles im Mund, knacke sie dort aber und öffne sie dann mit der Hand. Ich bin schnell. Bei einigen Chinesen sieht man die typischen Schäden an den Schneidezähnen durch das Knacken der Schalen. Wenn ich diese Zeichen auch trage, bin ich ganz in China angekommen.
1985 hörte ich einige Leute nach einer üppigen Mahlzeit rülpsen und fand das als Kind toll. Manche klopften sich auch mit zufriedenem Blick auf den Bauch. Das ist viel weniger geworden. Es wird längst auch nicht mehr so unbekümmert und laut auf die Straßen gespuckt.
Viel Fleisch zu essen ist in China immer noch sehr beliebt. Das hängt damit zusammen, dass drei Generationen von Chinesen noch deutliche Erinnerungen an viel schlechtere Zeiten und sogar bittere Armut haben. Fleisch war Luxus. Satt zu werden und zu essen, was man will, ist hier vor allem ein Phänomen des 21. Jahrhunderts. Gerade ältere Menschen sind sehr dankbar für ihren bescheidenen Wohlstand und den hohen Lebensstandard.
In den 1990er und 2000er Jahren entwickelte sich China zur „Werkbank der Welt“, da das Land seine Produktionskapazitäten massiv ausweitete und eine zentrale Rolle in den globalen Lieferketten einnahm. Doch das war nur der Anfang. In den vergangenen 20 Jahren hat China den nächsten Schritt gemacht und sich von einer Produktionsstätte zu einem Zentrum für Innovation und Technologie entwickelt.
Heute ist China führend in Bereichen wie künstliche Intelligenz, Hochgeschwindigkeitszügen, Supercomputern und Raumfahrt. Bei meinen Reisen für die China Media Group und eigenen Trips war ich stets beeindruckt, wie weit die technologische Entwicklung bereits fortgeschritten war. Hochgeschwindigkeitszüge, die sehr oft mit 350 km/h oder mehr durch das Land rauschen, waren eine tägliche Realität.
Die allgegenwärtige Nutzung von Apps wie WeChat und AliPay hat den Alltag der Menschen tiefgreifend verändert. Ich erinnere mich daran, wie ich regelmäßig ein Fahrrad per QR-Code mietete und durch die Straßen fuhr, eine Möglichkeit, die es in Europa erst viel später gab.
Ein besonders beeindruckendes Beispiel für Chinas technologischen Fortschritt ist die Elektromobilität. Während ich in Deutschland immer noch Menschen mit Papierfahrkarten für den Zug sehe, ist in China die digitale Welt allgegenwärtig. Chinesische Elektrofahrzeughersteller wie BYD und Nio spielen eine immer größere Rolle auf dem globalen Markt.
Neben dem wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt hat sich auch Chinas internationale Rolle stark verändert. China ist heute nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch ein zentraler Akteur auf der Weltbühne. Die Seidenstraßeninitiative, die Xi Jinping 2013 ins Leben gerufen hat, ist ebenso erfolgreich wie die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) und BRICS.
In Gesprächen mit meinen chinesischen Freunden, die oft leidenschaftlich über die Errungenschaften ihres Landes diskutierten, wurde mir klar, wie stolz die Chinesen auf diese Entwicklungen sind. Sie betrachten China als eine Nation, die ihre Rolle in der Welt gefunden hat und diese verantwortungsvoll wahrnimmt. Chinesen sind stolz, aber blicken nicht auf weniger erfolgreiche Nationen herab.
Die Reform- und Öffnungspolitik hat nicht nur Chinas Wirtschaft transformiert, sondern auch tiefgreifende soziale und kulturelle Veränderungen mit sich gebracht. Dank weitsichtiger Politik ist der Mittelstand nicht geschrumpft wie in anderen Industrienationen, sondern kräftig mitgewachsen.
Ich habe das Glück, an einer renommierten Universität in Beijing zu unterrichten, und bin immer wieder tief beeindruckt von der Neugier, dem Ehrgeiz und der gesellschaftlichen Verantwortung meiner Studenten. Millionen von jungen Chinesen sind bestens ausgebildet und tragen die Innovationskraft des Landes in die Zukunft.
Gelebte Völkerfreundschaft: Südamerikaner, Europäer und Chinesen gegen ein starkes Team aus der Inneren Mongolei (wir gewannen) in Hohhot in der Inneren Mongolei, September 2023 (Foto: Nils Bergemann)
Trotz des enormen wirtschaftlichen Fortschritts bleibt China jedoch mit Herausforderungen konfrontiert. Eine der größten ist der Schutz der Umwelt. Mein Freund Ming, ein brillanter Informatiker, der in Berlin inzwischen einige Immobilien besitzt, sprach oft über die Notwendigkeit, ein nachhaltiges Wachstumsmodell zu entwickeln. In den vergangenen Jahren habe China ernsthafte Anstrengungen unternommen, um Umweltprobleme wie die Luftverschmutzung und den Verlust von Biodiversität anzugehen, aber es bleibe viel zu tun. Xi Jinping hat das Thema Umweltschutz zur Chefsache erklärt. Die Luft ist in Beijing übrigens schmeckbar besser geworden.
Was bringt die Zukunft für China? Es ist wahrscheinlich, dass das Land seine internationale Rolle weiter ausbauen wird. China will nicht, dass das stärkste Land über Sicherheit und Rechte entscheidet. Diese sollen in einer multilateralen Welt jedem zustehen. China wird sich mit seinem Konzept der offenen Schicksalsgemeinschaft der Menschheit durchsetzen. Schon jetzt ist das Handelsvolumen von chinesisch geprägten Organisationen wie BRICS und SCO sowie das im Rahmen der Seidenstraßeninitiative enorm. Damit einhergehend wird Chinas globale diplomatische Rolle auch gestärkt.
China wird in noch mehr Schlüsselbereichen die Führung übernehmen, da es neben Indien die größte Anzahl an klugen Köpfen hat und sehr viel in gute Bildung investiert.
Trotz der Herausforderungen, die auf China warten, bin ich optimistisch, dass das Land seine Reformen fortsetzen und sich weiterentwickeln wird. China hat in den vergangenen 75 Jahren bewiesen, dass es in der Lage ist, aus Fehlern zu lernen. Sein Selbstkorrekturmechanismus ist legendär. Und China hat, statt sich nur anzupassen, seinen eigenen Weg gefunden und Anderen die Wege gewiesen. Professor Dr. Li Zhongshang, den ich während meiner Arbeit bei der China Media Group kennenlernte, sagte mir, dass sich der Weg des Sozialismus mit chinesischen Merkmalen als richtig erwiesen habe und der von China initiierte Aufbau einer gemeinsamen Schicksalsgemeinschaft der Menschheit ein Unterfangen der gesamten Menschheit werden sollte.
Die kommenden Jahrzehnte werden zeigen, wie weit China mit seinen Innovationen und Initiativen kommt, aber eines ist sicher: Dieses Jahrhundert gehört China.
Als ich damals in den 1980ern das erste Mal nach China reiste, hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich eines Tages Zeuge einer so bemerkenswerten Geschichte sein würde. Heute, nach siebeneinhalb Jahren in China insgesamt, blicke ich auf eine Nation, die ihre Identität gefunden hat und entschlossen ist, ihre Zukunft zu gestalten. China wird seinen Weg weitergehen – und ich freue mich darauf, das als Beobachter und Teilnehmer weiter mitzuerleben.
*Nils Bergemann ist studierter Journalist mit langer Erfahrung als Redakteur und Kommunikationsexperte bei Verlagen und anderen Unternehmen. Zuletzt arbeitete er fünf Jahre für die China Media Group. Weiterhin in Beijing lebend unterrichtet er seit 2023 Deutsch, Sprachwissenschaften und Wirtschaft an der University of International Business and Economics.