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Von wegen Kaffeefahrt: Chinas Rentner auf Achse per Seniorenzug

2025-09-17 18:56:00 Source:cdd-online.com.cn Author:Zhao Piao
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Frühlingsanfang ist Reisezeit. Am 28. März rollte der „Panda-Sonderzug Shifang“ pünktlich vom Kreis Anjing in Chengdu aus in Richtung Jianshui in Yunnan ab. Für die rund 460 Touristen an Bord, überwiegend Senioren, war es der Startschuss für eine achttägige Rundreise durch die malerische Provinz. Wenige Monate später, am 11. Juni, setzte sich ein weiterer Touri-Express in Bewegung, der „Shentie Jiari“. Diesmal ging es für 720 Passagiere, allesamt älteren Semesters, vom nordostchinesischen Dalian aus für 20 Tage tief in Chinas Nordwesten, nämlich nach Xinjiang. 

 

 

 

Bye-bye: Dieser ältere Herr startet am 9. März 2025 mit dem Seniorensonderzug „Qilu-Stern“ in die Ferien. 

 

Die neuen Angebote zeigen: Chinas Senioren sind im Reisefieber. Insbesondere Zugreisen stehen bei ihnen seit einigen Jahren hoch im Kurs. Laut Statistiken der China State Railway Group (CREC) organisierte die Eisenbahnbehörde 2024 insgesamt 1860 Touristenzüge – nicht nur die höchste Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen, sondern auch noch einmal ein Plus von fast 50 Prozent gegenüber 2019. Rund 80 Prozent der über eine Million Passagiere waren Senioren. 

 

 

 

Letzter Check vor der Abfahrt: Die Bordärztin prüft am Beijinger Bahnhof Fengtai den Medikamentenkoffer. Sie hat Dienst auf der Premierenfahrt des Seniorensonderzuges der Region Beijing-Tianjin-Hebei. (Foto: 15. März 2025) 

Chinas Behörden springen auf den Zug auf 

Im Januar veröffentlichte das Handelsministerium gemeinsam mit acht weiteren Behörden einen Aktionsplan zur Ausweitung des Angebots an Seniorenzügen und zur Förderung flankierender Dienstleistungen. Das Papier formuliert das Ziel, bis 2027 ein landesweites Angebot an Seniorenzugreisen auf die Beine zu stellen, mit abwechslungsreichen Routen, vielfältigen Themen und umfassenden Serviceleistungen. Bisher stecke Chinas Markt für derartige Reisen noch in den Kinderschuhen, sagt Kong Dejun, Direktor der Abteilung für Dienstleistungshandel des Handelsministeriums. Sowohl die Anzahl solcher Züge als auch deren Beförderungskapazität seien nach wie vor relativ gering. „Angesichts einer wachsenden älteren Zielgruppe und einer steigenden Nachfrage nach Kulturtourismus bergen Zugreisen für Senioren ein enormes Entwicklungspotenzial“, so Kong. 

 

Immer mehr Angebote dank politischer Weichenstellung 

Dank kluger öffentlicher Weichenstellung wächst nun das Angebot. Seit der ersten Fahrt im April 2024 hat der „Panda-Sonderzug Shifang“ bereits 30 Fahrten absolviert und über 13.000 Touristen befördert. Die Eisenbahnbehörde der Stadt Shenyang schickte ihren ersten Senioren-Express bereits im Mai 2023 auf die Strecke. Seither rollten über 400 solcher Züge übers Gleis und steuerten über 40 Destinationen im In- und Ausland an. An Bord: mehr als 150.000 Touristen. In der ersten Jahreshälfte 2025 meldete die Eisenbahnbehörde von Ürümqi in Xinjiang den Verkehr von insgesamt 30 Seniorenzügen, in denen über 8800 Reisende mitfuhren. 

 

 

 

Unterwegs mit dem Panda-Express: Dieser Sonderzug startete im Juni 2024 mit rund 400 Passagieren an Bord von Chengdu aus in Richtung Dunhua in der Provinz Jilin. 


Doch all dies soll erst der Anfang sein. Zhu Wenzhong, Vizedirektor der Abteilung für Personenbeförderung der CREC, skizziert die ehrgeizigen Pläne für die nächsten Jahre: „Wir wollen innerhalb von drei Jahren eine völlig neue Entwicklungslandschaft für die Seniorenzüge schaffen.“ Bis 2027 wolle die CREC über 100 hochwertige Eisenbahnstrecken für Seniorenreisen entwerfen, 160 seniorengerechte Züge bauen und mehr als 2500 Fahrten absolvieren. 

 

Der Reiseboom bei den Älteren ist Spiegel einer größeren gesellschaftlichen Entwicklung. Er zeigt die gestiegene Lebensqualität und den Wandel der Konsumgewohnheiten älterer Menschen in China. Der Schlüssel, um die Gunst der neuen Zielgruppe zu gewinnen, sind genau auf deren Bedürfnisse zugeschnittene Reiseangebote. 

 

 

 

Die Stimmung stimmt: Am 15. März 2025 starten diese drei Damen gemeinsam mit rund 450 weiteren Senioren aus Beijing eine zwölftägige transregionale Kulturreise. 

 

Beim Einsteigen in den „Jingtie Leyou“, den ersten Rentnerreiseexpress in der Region Beijing-Tianjin-Hebei, fällt auf, dass in den für Senioren umgebauten Schlafwagen die mittleren Betten entfernt wurden. Statt dreistöckig sind die Kojen nun nur noch zweistöckig. Zudem haben die Ingenieure die Liegeflächen um acht Zentimeter verbreitert. Die Zugtoiletten sind mit rutschfesten Böden und Sicherheitshandläufen ausgestattet. Im Bordbistro stehen Vitalgerichte für Senioren zur Auswahl. Und für alle Fälle sind auch allerhand ärztliche Geräte, Erste-Hilfe-Ausrüstung und medizinisches Personal mit an Bord. 

 

Die Streckenplanung ist so ausgelegt, dass die meisten Züge abends abfahren und am nächsten Morgen am Zielort ankommen. Häufige Umstiege werden bewusst vermieden, denn sie stellen für ältere Reisende eine besondere Belastung dar. Der 65-jährige Zhang Jian aus Chengdu genießt den neuen Komfort. „Ich bin mit meinen Freunden von der Seniorenuniversität unterwegs“, erzählt er. „Wir wollen schöne Landschaften sehen und die vielfältige Kultur unseres Heimatlandes erkunden.“ Von früheren Gruppenreisen mit hektischen Reiseplänen hat der Senior die Nase voll. Die Rentnerreisen auf der Schiene punkteten mit ihren flexiblen Reiseplänen, guter Verpflegung und komfortabler Unterbringung. „Hier bekommt man beides: Reisespaß und genügend Zeit zum Ausruhen“, sagt der 65-Jährige. 

 

Das neue Modell „Eisenbahn + Kulturtourismus“ schafft nicht nur entspannte Reiseerlebnisse, sondern eröffnet auch neue Entwicklungsmöglichkeiten für die Gebiete entlang der Strecke. Im Bezirk Yicheng in Zaozhuang, Provinz Shandong, hat ein Thermalhotel die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, dass ein Seniorensonderzug unweit der Hotelanlage hält. Die Betreiber haben ihre Herberge seniorengerecht umgerüstet und locken nun Reisende 60 plus mit gültigem Zugticket durch spezielle Rabatte. Die Rechnung geht auf: Viele ältere Menschen nutzen das Angebot bereits. 

 

  

 

Bordverpflegung: Im Bistro des Panda-Expresses erwarten die Reisenden sorgfältig zubereitete regionale Snacks. (Foto: 25. Juni 2024)

 

Auch die Händler in der Altstadt von Kashi haben sich auf die ältere Kundschaft eingestellt, bei der sich besonders lokale Handwerksprodukte großer Beliebtheit erfreuen. Fagara-Seide, Yengisar-Messer und glänzende Armbänder – viele der rüstigen Rentner decken sich hier mit Mitbringseln und Urlaubserinnerungen ein. 

 

„Dank der Seniorenreisen zieht der Konsum merklich an. Das trägt zur Stabilisierung des Wirtschaftswachstums bei und generiert zusätzliches Einkommen für die Einheimischen. Eine kleine Maßnahme mit großer Wirkung“, lobt Kong Dejun vom Handelsministerium das Konzept. 

 

Die Tourizüge verbänden gekonnt verschiedene regionale Reiseressourcen entlang der Strecke wie Gastronomie, Hotellerie, Transport, Shopping und Unterhaltung. Und das wiederum trage zur Bereicherung des touristischen Angebots bei. Ältere Menschen würden zunehmend zum Reisen angeregt. Die höhere Nachfrage schaffe neue, altersgerechte Angebote, was den Konsum entlang der Zuglinien spürbar ankurbele. Ein positiver Kreislauf. 

 

Die China Tourism Academy, der Datendienst des Ministeriums für Kultur und Tourismus, prognostiziert, dass sich die Zahl der reiselustigen Rentner, die gerne das Portemonnaie zücken, bis zum Jahresende 2025 auf über 100 Millionen belaufen dürfte. Die Einnahmen aus dem Seniorentourismus werden voraussichtlich die Billionen-Yuan-Marke knacken. Das dürfte noch einmal neue Angebote generieren – ein Gewinn also sowohl für die Reisenden als auch die gesamte Reisebranche. 

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