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Verstärkte Zusammenarbeit in Zeiten der Energiekrise

2022-11-08 16:45:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Zhao Yang
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Mit dem Wintereinbruch verschärfen sich die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Widersprüche, die durch die europäische Energiekrise hervorgerufen werden. Dong Xiucheng, Direktor des Forschungszentrums für Energiehandel und -entwicklung im Rahmen der Seidenstraßeninitiative an der Beijinger Universität für Außenwirtschaft und Handel (UIBE), sagt, dass es aus der Sicht von Angebot und Nachfrage kein Problem mit globalen Energiereserven gebe. Der Schlüssel sei, dass die Versorgungsstruktur der europäischen Energie sich aufgrund der Ukraine-Krise verändert habe. „Europa ist in hohem Maße von russischer Energie abhängig, insbesondere von Erdgas. Heute gibt es große Engpässe bei der Energieversorgung und die Energiepreise sind erheblich gestiegen. In Verbindung mit Klimakatastrophen und anderen Faktoren hat dies wiederum zu Inflation, Preissteigerungen und sozialen Spannungen geführt. Auch die europäische Industrie wird beeinträchtigt und die wirtschaftliche Entwicklung durchlebt große Ungleichgewichte“, so Dong. 

 

   

 

Am 14. September 2022 wird in der Nähe von Wilhelmshaven das Teilstück einer Erdgaspipeline verlegt, um die Abhängigkeit Deutschlands von Gasimporten aus Russland zu verringern.  

 

Aufrechterhaltung des Angebots zur Wahrung der Preisstabilität 

 

Im Rahmen der wirtschaftlichen Globalisierung sei auch China als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nicht gegen die weitreichenden Auswirkungen der Ukraine-Krise gefeit. 

 

„Chinas Energielandschaft hat sich infolge der europäischen Energiekrise dramatisch verändert. Der Anstieg der internationalen Energiepreise wird China ebenfalls unter Druck setzen“, sagt Dong. Er fügt hinzu: „China ist in hohem Maße von Erdöl- und Erdgasimporten abhängig. Mit den höheren Energiepreisen und den gestiegenen Devisenausgaben hat der Druck der importierten Inflation natürlich zugenommen.“ 

 

Seit langem hat China den Aufbau des Produktions-, Versorgungs-, Lagerungs- und Vermarktungssystems für wichtige Waren wie Kohle und Getreide weiter vorangetrieben und auf die Unsicherheit des externen Umfelds reagiert, was zu einer grundlegenden Stabilität der Preise geführt hat. Nach einer Analyse der vom Staatlichen Statistikamt für September 2022 veröffentlichten Daten zum Verbraucherpreisindex (VPI) und zum Erzeugerpreisindex (EPI) erklärte Wang Jun, Vorstandsmitglied des China Chief Economist Forum, dass der Kernverbraucherpreisindex nach Abzug zweier wichtiger Faktoren, nämlich der ansteigenden Energiepreise und der sinkenden Nahrungspreise, deutlich niedriger ausgefallen sei. „Aus diesem Indikator ist ersichtlich, dass die Gesamtinflation im Moment relativ mild ist. Auch Dong Xiucheng bewertet die innenpolitische Lage positiv: „Die derzeitigen Auswirkungen auf China sind überschaubar.“ 

 

Europas rationalere Sicht auf die „Abkopplung“ von China 

 

Angesichts der hohen Heizkosten haben Europas Verbraucher verschiedene Maßnahmen ergriffen, um sich warm zu halten: Kauf von Kohle, Horten von Brennholz... Eine Vielzahl von kleinen Heizgeräten aus China ist zum Favorit der europäischen Haushalte geworden. Nach Angaben der Hauptzollverwaltung Chinas stieg die Ausfuhr von elektrischen Heizgeräten und Heizdecken von Juni bis August 2022 deutlich an, wobei die Ausfuhr von elektrischen Heizgeräten im August 7,32 Millionen Stück und die Ausfuhr von Heizdecken 4,89 Millionen Stück erreichte. 

 

Nach Ansicht von Dong spiegelt dieses Phänomen die Beliebtheit der Produkte bestimmter Branchen auf dem europäischen Markt wider und signalisiert zugleich, dass in Europa die von den USA initiierte Abkoppelung von China kritischer gesehen wird: „Wie kann die Wirtschaft überleben, wenn sie sich erst von Russland abwendet und dann auch noch von China abkoppelt?“ 

 

Er erklärte weiter, dass im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, die einen relativ kleinen verarbeitenden Sektor haben, die Wirtschaft in Europa, insbesondere in großen Produktionsländern wie Deutschland, von der Stabilität der globalen Liefer- und Industrieketten abhängig sei. Eine wirtschaftliche Abkopplung von China bedeute die Unterbrechung der Liefer- und Industrieketten, wodurch die Volkswirtschaften einen schweren Schlag erleiden würden. Dong prognostiziert, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich Europa von China abkoppelt, gering ist. 

 

Die Fakten bestätigen seine Prognose. Am 11. Oktober 2022 sprach sich Bundeskanzler Olaf Scholz auf dem Maschinenbaugipfel in Berlin klar für die Globalisierung aus und erklärte, „dass ein Decoupling der völlig falsche Weg wäre“. Am selben Tag erklärte der Vizepräsident der Europäischen Kommission Valdis Dombrovskis, „dass eine Abkopplung von China für unsere Unternehmen keine Option ist“. 

 

Als wichtige Wirtschafts- und Handelspartner profitieren China und Europa voneinander. 2021 überstieg das Handelsvolumen zwischen China und der EU zum ersten Mal 800 Milliarden US-Dollar, und das kumulierte Volumen der gegenseitigen Investitionen überstieg 270 Milliarden US-Dollar. Von Januar bis August dieses Jahres belief sich der Handel zwischen China und der EU auf insgesamt 575,22 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht; die EU-Investitionen in China stiegen im Jahresvergleich um mehr als 120 Prozent. 

 

Die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, sagt, dass vor dem Hintergrund der gegenwärtig schleppenden Weltwirtschaftslage das Beharren auf Öffnung und Zusammenarbeit und die Stärkung der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen nicht nur China und Europa, sondern auch dem weltweiten Wirtschaftsaufschwung zugutekommen werde.  

 

Verstärkung der Öffnung und Zusammenarbeit und Förderung des gegenseitigen Nutzens 

 

Als Reaktion auf das Gerede von der „Abkopplung“ haben die europäischen Unternehmen durch ihr Handeln eine pragmatische Haltung bewiesen. 

 

In Deutschland beispielsweise feierte der deutsche Chemieriese BASF am 6. September die Fertigstellung und Inbetriebnahme der ersten Anlage am neuen Verbundstandort Zhanjiang in China. Das Projekt ist mit einer Gesamtinvestition von rund zehn Milliarden Euro das größte Einzelprojekt, das ein deutsches Unternehmen bislang in China investiert hat, und nach seiner Fertigstellung wird Zhanjiang der drittgrößte Verbundstandort der BASF weltweit sein. Der deutsche Volkswagen-Konzern gab am 13. Oktober bekannt, dass er 2,4 Milliarden Euro investieren wird, um zusammen mit der Chinesischen Technologiefirma Horizon Robotics ein neues Unternehmen zu gründen, das sich auf die Technologieentwicklung im Bereich des autonomen Fahrens konzentrieren soll. 

 

Nach Angaben des chinesischen Handelsministeriums vom 19. September sind die tatsächlichen deutschen Investitionen in China von Januar bis August 2022 um 30,3 Prozent gestiegen (einschließlich der Daten zu den Investitionen über den Freihafen). 

 

Im Bericht des XX. Parteitags der Kommunistischen Partei Chinas wird darauf hingewiesen, dass die Öffnung nach außen auf hohem Niveau erweitert, die institutionelle Öffnung in Bezug auf Vorschriften, Regeln, Management und Standards sicheren Schrittes ausgeweitet, das Land mit raschem Tempo zu einer starken Handelsnation aufgebaut, die gemeinsame Umsetzung der Seidenstraßeninitiative mit hoher Qualität vorangetrieben, und ein vielgestaltiges und stabiles internationales Wirtschaftsgefüge sowie entsprechende Wirtschafts- und Handelsbeziehungen gewahrt werden sollen.  

 

Die KP Chinas betrachtet diese Entwicklung als die allerwichtigste Aufgabe für die Regierung im Interesse des Aufstiegs des Landes. Es besteht kein Zweifel an der Entschlossenheit Chinas, sich nach außen zu öffnen. Dong ist der Meinung, dass China die Kommunikation, Koordination und Zusammenarbeit mit Europa verstärken müsse. „Es gibt viel Raum für eine Zusammenarbeit zwischen China und Europa in den Bereichen Wirtschaft und Handel sowie bei der Begegnung des Klimawandels, und es ist wichtig, gegenüber Europa und der Welt Chinas Haltung und Entschlossenheit zum Ausdruck zu bringen, an der Globalisierung festzuhalten und sich nach außen zu öffnen, um beiderseitige Vorteile und gemeinsamen Gewinn zu fördern“, so Dong. 

 

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