Hingucker: Besucher der 6. CIIE in Shanghai informieren sich am Stand von Siemens über das ARTIS icono System des Unternehmens. Die Messe hat seit dem 5. November wieder ihre Türen geöffnet. Viele Spitzentechnologien und neue Produkte feiern auf der Veranstaltung derzeit Premiere. (Foto: Jin Haoyuan / Xinhua)
Wenn China neue Wachstumszahlen veröffentlicht, sorgt das weltweit traditionell für großes Interesse. So auch im Falle der jüngsten Daten, nach denen das chinesische Bruttoinlandsprodukt in den ersten drei Quartalen 2023 im Vorjahresvergleich um 5,2 Prozent gewachsen ist. Dies teilte das chinesische Nationale Statistikamt NBS mit. Im ersten, zweiten und dritten Quartal lag das BIP-Wachstum demnach jeweils bei 4,5 Prozent, 6,3 Prozent und 4,9 Prozent und damit höher als erwartet. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt trotz des anhaltenden Gegenwindes aus dem In- und Ausland weiter an Fahrt gewinnt. Die Zeichen stehen dabei auf qualitativ hochwertige Entwicklung. China hat damit eine solide Grundlage für die Verwirklichung seines BIP-Wachstumsziels für das laufende Jahr geschaffen, das bei rund fünf Prozent liegt.
Die jüngsten Daten sorgten nach der Bekanntgabe sofort für weitreichende Aufmerksamkeit unter Wirtschaftskennern im In- und Ausland. Der Grund: Wenn Chinas Wirtschaft wächst, steigt auch das Vertrauen in die globale Wachstumsdynamik. Und neues Vertrauen ist vor dem Hintergrund der aktuellen globalen Flaute dringend nötig. Experten, die sich auf Chinas Wirtschaftsentwicklung spezialisieren, leiten aus solchen Zahlen relativ objektive und genaue Prognosen über den Entwicklungsverlauf des Landes im Gesamtjahr ab. Und daraus ziehen sie wiederum Schlüsse auf die globalen Entwicklungstrends.
Einige Experten sahen die chinesische Wirtschaft im laufenden Jahr mit vielerlei Schwierigkeiten konfrontiert, sowohl ex- als auch intern. Die Erreichung der gesteckten Ziele sei daher alles andere als einfach, so ihre Einschätzung. Die aktuellen Wirtschaftszahlen der ersten drei Quartale haben nun Fakten geschaffen und die Erwartungen der meisten Wissenschaftler übertroffen.
Zudem steht den Chinesen heute im Durchschnitt deutlich mehr Geld zur Verfügung. Denn das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen in China verbuchte einen realen Anstieg um 5,9 Prozent, deutlich mehr als die Wirtschaftswachstumsrate. Getrennt betrachtet stieg das Pro-Kopf-Einkommen in ländlichen Gebieten real um 7,3 Prozent, in den Städten um 4,7 Prozent. Das zeigt, dass der chinesische Wachstumsexpress weiter klar auf Kurs ist. Sowohl in Sachen Wirtschaftsumfang als auch bei der Wachstumsrate geht es bergauf. Selbst im Gegenwind ist der chinesische Entwicklungszug also im Aufwind. Mittels seines anhaltenden Vorwärtstrends hält er einen stabilen, kontinuierlichen Betrieb aufrecht, und das bei höherem Tempo. Staatspräsident Xi Jinping beschrieb dies mit der anschaulichen Metapher, dass „Chinas Wirtschaft ein Ozean ist“. Nur weil sich einige interne und externe Faktoren änderten, bedeute dies noch lange nicht, dass zwangsläufig große Veränderungen bei Chinas Entwicklungsgeschwindigkeit eintreten müssten.
De facto sind die neuesten Daten aus verschiedenen Bereichen der beste Beweis dafür, dass sich Chinas Wirtschaft in einem raschen Wandel befindet, gepaart mit technologischer Transformation und einer Modernisierung mit hohem Tempo sowie einer sich ständig verbessernden Wirtschaftsstruktur. All dies verstärkt die endogenen Impulse. Konkret schlägt es sich in folgenden Feldern nieder:
Erstens ist die Inlandsnachfrage zur absoluten Hauptstütze der Wirtschaftsentwicklung des Landes aufgerückt. Sie hat ein solides Fundament für die nachhaltige und stabile Entwicklung der inländischen Wirtschaft gelegt. In den ersten drei Quartalen 2023 trugen die Konsumausgaben im Schnitt 83,2 Prozent zum BIP-Wachstum bei, im dritten Quartal waren es gar 94,8 Prozent, was das BIP-Wachstum um 4,6 Prozentpunkte anhob, weitaus mehr als der Einfluss der Exporte und Investitionen. Zweifellos dient diese Trendwende dazu, das Vertrauen in die künftige Wirtschaftslage maßgeblich zu festigen.
Im Inland werden der Anstieg des Bevölkerungseinkommens und die Ausweitung des Konsums Unternehmen wiederum dazu veranlassen, ihre Investitionen auszubauen sowie Forschung und Entwicklung zu forcieren. Als Folge entwickelt sich die Wirtschaft letztlich kontinuierlich nach vorne, es setzt also ein positiver Kreislauf ein. Und in diesem Prozess schnitt der Konsum der chinesischen Bevölkerung sowohl in der Breite als auch in der Tiefe deutlich besser ab als in der Vergangenheit. Das Streben der Chinesen nach einem besseren Leben wird mehr und mehr befriedigt. Und der große chinesische Verbrauchermarkt eröffnet auch ausländischen Unternehmen riesige Möglichkeiten. Es ist zu erwarten, dass noch mehr Länder gewillt sind, auf den chinesischen Entwicklungszug aufzuspringen und von Chinas Dynamik zu profitieren. Und dies dürfte auch das externe Umfeld weiter stärken.
Zweitens ist spürbar, dass sich die privaten Investitionen stärker auf Hightech-Industrien und die Realwirtschaft konzentrieren. Und auch dies treibt die Wirtschaftsdynamik an. Den jüngsten Wirtschaftszahlen zufolge gingen die privaten Anlageinvestitionen in den ersten drei Quartalen im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozent zurück, was hauptsächlich auf den Rückgang der Immobilieninvestitionen zurückzuführen ist. Für Chinas rasante Entwicklung der letzten 20 Jahre hat der Immobiliensektor eine wichtige Rolle gespielt. Doch die damit einhergehenden negativen Auswirkungen treten nun immer offensichtlicher zutage. Vor diesem Hintergrund ist es erforderlich, die Hauptinvestitionsbereiche und -richtungen der chinesischen Wirtschaft an die neue Situation anzupassen. Und erste Anzeichen eines einsetzenden Wandels zeigen sich bereits, und zwar im Bereich der privaten Investitionen.
Rechnet man die Immobilieninvestitionen heraus, wuchsen die privaten Investitionen 2023 um 9,1 Prozent im Jahresvergleich, ein großer Teil davon floss in die Realwirtschaft und die Hightech-Branche im Zusammenhang mit der Lebenshaltung. In den ersten drei Quartalen stiegen die Investitionen in die Hightech-Industrie um 11,4 Prozent. China ist weltweit führend auf Gebieten wie New Energy Vehicles (NEV), Lithium-Batterien und Photovoltaik-Batterien. Viele wettbewerbsfähige private Unternehmen wie Huawei, BYD und CATL haben sich durchgesetzt, und es kommen stetig neue innovative Produkte auf den Markt, was neue Impulse für den Wirtschaftsaufschwung setzt.
Nicht zuletzt dienen die Finanzdienstleistungen immer besser der Realwirtschaft. Finanzwesen und Realwirtschaft bilden eine Symbiose. Und für eine hochwertige Entwicklung ist eine positive Interaktion zwischen beiden unumgänglich. Denn ohne ausreichende finanzielle Unterstützung kann sich die Realwirtschaft nicht entwickeln. Zugleich beruht ein starkes Finanzland aber auch auf starker Wissenschaft und Technologie, Produktion und Landwirtschaft.
Nach Angaben der chinesischen Zentralbank hat das Finanzwesen seine Unterstützung für die Realwirtschaft in den ersten drei Quartalen dieses Jahres verstärkt. So stiegen beispielsweise die inklusiven Klein- und Kleinstkredite im Jahresvergleich um 24,1 Prozent, die umweltfreundlichen Kredite um 36,8 Prozent und die Kredite für KMU aus dem Bereich Wissenschaft und Technologie um 22,6 Prozent, was den Zugang dieser Unternehmen zu Finanzmitteln erheblich verbessert hat. Zudem trägt diese Entwicklung maßgeblich dazu bei, Chinas Bemühungen zum Ausgleich wirtschaftlicher Mängel zu beschleunigen sowie die Lieferketten sicherer und robuster zu machen.
Man muss einräumen, dass der wirtschaftliche Entwicklungsweg der Volksrepublik nicht immer stolperfrei ist. Unterwegs steht unser Land vor vielen Herausforderungen. Hier sind beispielsweise das schwache Wachstum bei den Unternehmensgewinnen oder der schwächelnde Immobilienmarkt zu nennen. Doch es hat sich immer wieder gezeigt, dass Chinas Wirtschaft stets in der Lage ist, auch im Prozess der Lösung von Problemen eine schnelle Entwicklung zu verzeichnen. Die frischen Wirtschaftsdaten belegen einmal mehr, dass es der chinesischen Wirtschaft gelingt, dem Abwärtsdruck im In- und Ausland standzuhalten. Man kann klar erkennen, dass sie sich auf einen noch nachhaltigeren Entwicklungspfad begeben hat, einen Pfad der qualitativ noch höherwertigen Entwicklung.
*Bian Yongzu ist stellvertretender Chefredakteur des Magazins „Modernization of Management“.