Vor zehn Jahren waren weite Teile Nordchinas oft über Wochen in dichten Smog gehüllt, den viele als „Airpocalypse“ bezeichneten. Ich lebte damals in Beijing, war also in den Wintermonaten selbst Leittragender dieser „Airpocalypse“. Die Menschen in der chinesischen Hauptstadt waren wie gelähmt, da der Smog manchmal tagelang, wochenlang, ja gar monatelang anhielt.
Die hohe Intensität der Luftschadstoffe war an manchen Tagen so lästig, dass die Schulen vorübergehend schlossen. Im Frühjahr blies dann meist ein kräftiger Wind durch die Metropole, der die Smogglocke erst einmal lichtete. Doch im Folgejahr ging das Trauerspiel von vorne los und es kam wieder zu tagelangem Smogalarm.
Die chinesische Regierung hat aus den schrecklichen Auswirkungen der „Airpocalypse“ gelernt. Sie verlagerte ihren Fokus auf den Übergang zu einer grünen Wirtschaft, indem sie die Entwicklung erneuerbarer und grüner Technologien im Land förderte. Erneuerbar sind Energieressourcen wie Solar-, Wind- und Wasserkraft. Als Referenz: Grüne Technologien beziehen sich auf die Produktion und den Verbrauch erneuerbarer Energien sowie auf die Nutzung von Instrumenten zur Senkung der Kohlenstoffemissionen und zur Verbesserung von Wasser-, Luft- und Bodenqualität für eine sauberere und grünere Welt.
Seit den furchtbaren Tagen der „Airpocalypse“ hat China im ganzen Land bemerkenswerte Erfolge bei der Senkung seiner Kohlenstoffemissionen erzielt. Mittlerweile ist man Weltmarktführer bei der Erzeugung erneuerbarer Energien. Kein anderes Land kommt an diesen Erfolg heran, auch nicht die Vereinigten Staaten. China verdient daher großes Lob für seine Bemühungen. Und wir können davon ausgehen, dass noch viele weitere Fortschritte bevorstehen.
Die Welt nimmt Chinas grüne Fortschritte zur Kenntnis
Zahlreiche Klimaexperten erkennen Chinas entscheidenden Beitrag zur weltweiten Senkung der Kohlenstoffemissionen an. Sie betonen zudem, dass China auch vielen anderen Ländern den Weg zur Erreichung ihrer Ziele im Hinblick auf die Kohlenstoffneutralität ebnet. Chinesische Unternehmen haben die Produktion von erneuerbaren Energien in großem Umfang vorangetrieben, und dabei gleichzeitig die Kosten gesenkt und die Effizienz gesteigert, etwa bei Solar-, Wind- und Wasserkraftwerken. Die Ergebnisse sprechen für sich.
Die Kraft der Sonne nutzen: Dieses Luftbild von September 2023 zeigt einen Teil des Photovoltaik-Kraftwerks des Daqing-Ölfeldes von PetroChina in Heilongjiang. (Foto: Xinhua)
Laut einem Bericht von Bloomberg News, aus dem die China Daily zitiert, beliefen sich die weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien im Jahr 2022 auf fast eine halbe Billion US-Dollar. China allein war für 55 Prozent dieses Betrags verantwortlich. Chinesische Unternehmen haben über 164 Milliarden US-Dollar in neue Solarenergieanlagen und weitere 109 Milliarden US-Dollar in Windenergie investiert. Bis Ende 2022 hatte China Solarkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 392 Gigawatt in Betrieb. In Bezug auf die installierte Onshore- und Offshore-Windenergieerzeugung hat China bis Ende 2022 eine Leistung von mehr als 310 Gigawatt erreicht, im Vergleich zu 2017 nahezu eine Verdoppelung. Staatspräsident Xi Jinping kündigte im Dezember 2020 an, Chinas Kapazitäten zur Erzeugung von Solar- und Windenergie bis 2030 zu verdreifachen. Experten sagen voraus, dass das Land dieses Ziel wahrscheinlich schon vor 2025 übertreffen wird.
Auch mit Blick auf die Produktion von Elektrofahrzeugen im großen Stil macht China enorme Fortschritte. Die Volksrepublik ist zum Weltmarktführer bei Elektrofahrzeugen aufgestiegen und nimmt außerdem eine dominante Position in der Batterieproduktion ein. Chinesische Firmen, die solch grüne Fahrzeuge produzieren, bauen ihre Lieferketten auf den internationalen Märkten stetig aus.
Chinas Unternehmen setzen dabei auf innovative Methoden und niedrige Herstellungskosten, was Elektrofahrzeuge für die Endverbraucher deutlich erschwinglicher und damit attraktiver macht. In der Vergangenheit waren Verbraucher weltweit beim Kauf von E-Autos noch eher zurückhaltend, weil sie höhere Kosten befürchteten. Sie sahen die Batterien solcher Fahrzeuge für Langstreckenfahrten als unzureichend. Zudem waren sie schon lange an den Einsatz von Benzinern gewöhnt.
Partnerschaft mit Marokko als Drehscheibe für grüne Produktion
2013 erreichte China mit der von Staatspräsident Xi Jinping vorgebrachten Seidenstraßeninitiative (Belt-and-Road-Initiative, kurz BRI) ein diplomatisches Highlight. Beijing unterstützt im Rahmen der Initiative gemeinsame Projekte zum Aufbau wichtiger Infrastruktur wie Straßen, Brücken und Flughäfen, um den grenzüberschreitenden Handel und die Investitionen zwischen den teilnehmenden Ländern und Regionen zu erhöhen.
Dieses von der Firma Shandong Electric Power Construction bereitgestellte Foto aus dem Juni 2018 zeigt einen Teil des marokkanischen NOOR III Concentrated Solar Power Projekts in Ouarzazate. (Foto: Xinhua)
In den letzten Jahren hat die BRI einen besonderen Schwerpunkt auf die grüne Seidenstraße gelegt, um umweltfreundliche Wirtschaftszweige anzukurbeln. Einer der Gewinner der Initiative ist zum Beispiel Marokko, das von der engeren Zusammenarbeit mit China und der Unterstützung im Rahmen der BRI stark profitiert. Die beiden Länder arbeiten mittlerweile bei der Entwicklung der grünen Produktion eng zusammen.
Eine von China geförderte gemeinsame Produktions- und Technologiezone außerhalb der Stadt Tanger befindet sich gerade im Bau. Die auf diese Weise neu entstandene Wissenschafts- und Technologiestadt von Tanger liegt 27 Kilometer gegenüber der spanischen Südküste an der Straße von Gibraltar, die zwischen dem Atlantischen Ozean im Westen und dem Mittelmeer im Osten verläuft.
Die eine Milliarde US-Dollar teure Technologiestadt wird voraussichtlich über 200 chinesische Unternehmen willkommen heißen und Marokko als Tor zu den europäischen, nahöstlichen und afrikanischen Märkten positionieren. Marokko liege in unmittelbarer Nähe zu Europa und verfüge gleichzeitig über reichlich kritische Mineralien, schreibt die South China Morning Post. Das Königreich bietet Steuervorteile und unterhält Freihandelsabkommen unter anderem mit der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten, was eine steigende Anzahl chinesischer Unternehmen, die mit dem Elektrofahrzeugsektor verbunden sind, anlockt.
Im vergangenen September gab der chinesische Batteriekomponentenhersteller CNGR Advanced Material bekannt, sich mit dem privaten marokkanischen Investitionsfonds Al Mada zusammenzuschließen, um eine zwei Milliarden US-Dollar schwere Industriebasis aufzubauen.
Grüne Wirtschaft bringt goldene Profite
Im letzten Jahrzehnt hat China also große Fortschritte auf dem Weg zu einer ökologischen Zivilisation gemacht, ein Weg, den Staatspräsident Xi geebnet hat. Ein Blick in seine Reden zeigt, dass Chinas Staatspräsident der Verringerung der Umweltverschmutzung und der Förderung der nachhaltigen Entwicklung stets besondere Bedeutung beigemessen hat.
Die Folge dieser Politik: China ist heute weltweit führend bei erneuerbaren und grünen Technologien. Die USA mögen zwar gemessen am BIP die größte Volkswirtschaft sein, in der grünen Wirtschaft aber hat China die Nase vorn und die Vereinigten Staaten bereits überholt.
Beijing und Washington haben vereinbart, ihre Zusammenarbeit zur Bewältigung des Klimawandels weiter zu intensivieren, was einen Wendepunkt für die ganze Welt darstellt. Beijing spielt eine verantwortungsvolle Führungsrolle in der grünen Wirtschaft, was in absehbarer Zukunft zu noch mehr Tagen mit blauem Himmel in chinesischen Städten führen dürfte. Die Tage von Smog und schwerer Luftverschmutzung im Land sind also gezählt. Alle Menschen in China können heute wieder frische Luft atmen. Chinas Weg zur ökologischen Zivilisation wird eine Bereicherung sein, nicht nur für China, sondern für uns alle.
*Der geopolitische Analyst für den asiatisch-pazifischen Raum Thomas W. Pauken II lebt und arbeitet in Beijing. Aus seiner Feder stammt das Buch „US vs. China: From Trade Wars to Reciprocal Deal“.