Die grüne Wirtschaft, aufstrebende Industrien und die große Konsumnachfrage werden Chinas Wirtschaft starke Impulse verleihen, um eine qualitativ hochwertige Entwicklung zu erreichen. Mit Blick auf 2024 deutet eine Reihe von Signalen darauf hin, dass die chinesische Wirtschaft voranschreiten wird.
Am ersten Tag des neuen Jahres verließ die „Adora Magic City“, ein Kreuzfahrtschiff für mehr als 3.000 Passagiere, den Hafen von Wusongkou bei Shanghai zu ihrer Jungfernfahrt nach Japan und Südkorea. Das 323,6 Meter lange Schiff mit insgesamt 2.125 Kabinen auf 24 Decks ist das erste große Kreuzfahrtschiff der Vista-Klasse, das in China gebaut wurde. Acht Tage später startete eine C919 vom Shanghai Hongqiao International Airport in die chinesische Hauptstadt. Noch am selben Abend kehrte sie aus Beijing zurück und landete sicher in der ostchinesischen Metropole. Fortan soll das von China selbst entwickelte Passagierflugzeug regelmäßig zwischen den beiden Städten pendeln.
Arbeiter montieren Traktoren in der zentralchinesischen Stadt Luoyang. (Foto vom 2. Januar 2024, Xinhua)
Diese beiden Ereignisse können als Anzeichen für den Aufschwung des Tourismus in China in der Zeit nach der Pandemie angesehen werden. Nach Angaben des Ministeriums für Kultur und Tourismus belief sich die Gesamtzahl der inländischen Touristenbesuche in den ersten drei Quartalen 2023 auf 3,674 Milliarden. Das ist ein Anstieg von 1,58 Milliarden im Vergleich zum Vorjahr und ein Zuwachs von 75,5 Prozent.
Im Jahr 2024 dürfte sich diese Erholungsdynamik weiter fortsetzen. Vor allem der Tourismusmarkt zeigt eine große Vitalität: Während des dreitägigen Neujahrsfestes wurden 135 Millionen Inlandsreisen gezählt, was einem Anstieg von 155,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Und natürlich ist der Aufschwung nicht nur auf die Tourismusbranche beschränkt.
Wie das Staatliche Amt für Statistik am 17. Januar mitteilte, erreichte Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2023 126,06 Billionen Yuan, was einem Anstieg von 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit hat die chinesische Wirtschaft das Wachstumsziel von rund fünf Prozent sogar übertroffen. Das ist eine gute Nachricht, nicht nur für China selbst, sondern auch für die wirtschaftliche Erholung in Asien und auf der ganzen Welt.
Neue Triebkraft und günstige Bedingungen für das Wirtschaftswachstum 2024
Im Jahr 2024 werde die chinesische Wirtschaft vor mehr Chancen als Herausforderungen stehen und die günstigen Bedingungen würden die ungünstigen Faktoren überwiegen, betonte Han Wenxiu, stellvertretender Direktor des Büros der Zentralen Kommission für Finanz- und Wirtschaftsangelegenheiten im Dezember. Eine neue Runde der wissenschaftlichen und technologischen Revolution sowie der industriellen Transformation biete neue Chancen. Die umweltfreundliche grüne Entwicklung beschleunige die Transformation von Produktion und Konsum. All dies werde eine größere Bühne für Chinas wirtschaftliche Entwicklung schaffen.
China befinde sich derzeit im Übergang von einem investitionsgetriebenen zu einem hochwertigen, von der Binnennachfrage getriebenen Wachstumsmodell, hieß es in einem Bericht der Schweizer Investmentbank UBS vom November 2023. Vor diesem Hintergrund seien die grüne Wirtschaft, der Konsum und die Hochtechnologie zu den neuen Triebkräften der chinesischen Wirtschaft geworden. Dazu trage, so Hu Yifan, eine hohe Managerin bei UBS Global Wealth Management, vor allem die Entwicklung der Branchen der grünen Energie, der Energiespeicherung und der Elektroautos bei.
Steven Barnett, hochrangiger Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF) in China, teilte auch diese Meinung: Der Konsum der Haushalte und die grüne Transformation dürften seiner Einschätzung zufolge die Haupttriebkräfte der chinesischen Wirtschaft im Jahr 2024 sein.
Dieser Trend zeigte sich bereits in den Statistiken des vergangenen Jahres. Seit Anfang 2023 haben insbesondere drei neue Exportprodukte – Elektroautos, Lithium- und Solarbatterien – offensichtlich im chinesischen Außenhandel an Bedeutung gewonnen. Der Gesamtexportwert dieser drei grünen Produkte stieg im Jahr 2023 um 29,9 Prozent auf 1,06 Billionen Yuan (rund 150 Milliarden US-Dollar) und erreichte damit ein Allzeithoch, so die Chinesische Allgemeine Zollverwaltung.
Ning Jizhe, Vizepräsident des Chinesischen Zentrums für internationalen Wirtschaftsaustausch, hat bei einer Veranstaltung Anfang des Jahres einige günstige Bedingungen für Chinas Entwicklung vorgestellt:
China habe mit einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen einen riesigen Markt und der Anteil der Chinesen mit mittlerem Einkommen werde weiter wachsen. Das Land verfüge zudem über ein vollständiges Industriesystem und gelte immer noch als die „Weltfabrik“. In Puncto Humanressourcen habe China ebenfalls immer noch den Vorteil der so genannten „Dividende der hochwertigen Entwicklung der Bevölkerung“. Damit ist gemeint, dass es in der Volksrepublik jedes Jahr über 10 Millionen Hochschulabsolventen gebe, die die „Aufwertung der industriellen und der wirtschaftlichen Struktur unterstützen können“, so der Ökonom.
Wie wird China sein Wirtschaftswachstum 2024 vorrantreiben?
Die chinesische Regierung hat eine klare Vorstellung für die Richtung seiner wirtschaftlichen Entwicklung im Jahr 2024.
Auf der Zentralen Wirtschaftskonferenz Chinas vom vergangenen Dezember in Beijing wurden die Schwerpunkte für 2024 festgelegt. Zu den konkreten Maßnahmen gehörte der von Wissenschaft und Technologien geführte innovationsorientierte Aufbau eines modernen Industriesystems. Auf der Konferenz verpflichtete sich China außerdem, die Öffnung zu erweitern, den Außenhandel zu stabilisieren und ausländische Investitionen in China zu fördern.
In der Neujahrsansprache 2024 hat der chinesische Staatspräsident Xi Jinping darauf hingewiesen: „Wir müssen unter Absicherung der Stabilität nach Fortschritten streben, durch Fortschritte wiederum die Stabilität fördern, (...) um den positiven Trend der wirtschaftlichen Erholung aufrechtzuerhalten und zu festigen sowie eine langfristige und stabile Entwicklung der Wirtschaft zu realisieren.“ Xi betonte unter anderem, dass China die Reform und Öffnung umfassend vertiefen und die Entwicklung in Wissenschaft und Technik vorantreiben müsse.
Chinas Hightech-Industrien haben im vergangenen Jahr bereits große Fortschritte gemacht. So zogen Chinas Hightech-Industrien von Januar bis November 2023 Investitionen in Höhe von 386,65 Milliarden Yuan (etwa 54,45 Milliarden US-Dollar) an, was 37,2 Prozent aller ausländischen Direktinvestitionen ausmachte. Die Produktion des High-Tech-Fertigungssektors stieg im November im Jahresvergleich um 6,2 Prozent, teilt das Staatliche Amt für Statistik mit.
Darüber hinaus wird die oberste Industrieaufsichtsbehörde des Landes 2024 einen Aktionsplan für die Entwicklung von Zukunftsindustrien veröffentlichen. Dieser wird sich vor allem auf die Spitzenindustrien wie künstliche Intelligenz (KI), humanoide Roboter, Metaverse, Quanteninformation und 6G beziehen, erklärte Jin Zhuanglong, Minister für Industrie und Informationstechnologie, in einem Interview mit People's Daily vom 10. dieses Monats.
China wird außerdem den Marktzugang für ausländische Investitionen erleichtern.
Zhu Bing, Abteilungsleiter für ausländische Investitionen des chinesischen Handelsministeriums, sagte im Januar auf dem China Economic Roundtable, das Ministerium werde daran arbeiten, alle Beschränkungen für ausländische Investoren beim Eintritt in die Fertigungsindustrie zu beseitigen und die Öffnung des Dienstleistungssektors zu erweitern.
China bleibt 2024 Motor für globales Wachstum
Am 9. Januar hat die Weltbank ihren jüngsten Bericht über die globalen Wirtschaftsaussichten veröffentlicht. Chinas Wirtschaft werde demnach im Jahr 2024 um 4,5 Prozent wachsen, und China bleibe eine Lokomotive für das globale Wachstum.
Am gleichen Tag prognostizierte das Center for Forecasting Science an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, dass Chinas Wirtschaftswachstum in diesem Jahr 5,3 Prozent erreichen werde - höher als die Prognosen der Weltbank.
Auch mehrere internationale Institutionen haben ihre Prognosen für die chinesische Wirtschaft bereits nach oben korrigiert: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) prognostizierte im November 2023, dass die chinesische Wirtschaft im Jahr 2024 um 4,7 Prozent wachsen werde, und der Internationale Währungsfonds (IWF) sagte im selben Monat, dass Chinas Wirtschaft im Jahr 2024 um 4,6 Prozent zulegen werde. Die führenden US-Finanzinstitute - sowohl Morgen Stanley, als auch Goldman Sach und JP Morgen – schätzen allesamt, dass Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2024 um 4,8 Prozent wachsen wird.
Neuen Prognosen zufolge wird China 2024 ebenfalls etwa ein Drittel zum globalen Wachstum beitragen, sagte Steven Barnett, hochrangiger Vertreter des IWF in China.
Chinas Erholungsdynamik spiegelt sich in vielerlei Hinsicht wider. Die chinesische Tsinghua-Universität prognostizierte zum Beispiel in einem am 8. Januar veröffentlichten Bericht, der chinesische Kapitalmarkt werde 2024 die Talsohle erreichen und sich danach erholen. UBS prognostizierte ebenfalls Anfang 2024, dass der MSCI China Index, der etwa 85 Prozent des chinesischen Aktienuniversums abdeckt, im Jahr 2024 um 15 Prozent steigen wird - vor allem angetrieben von einem besseren Umsatzwachstum der Unternehmen. Die Rohstoffpreise würden 2024 weiter sinken, wodurch die Gewinne der Unternehmen verbessert würden. Der Einfluss des Immobiliensektors auf die chinesische Wirtschaft werde sich außerdem 2024 abschwächen, was ein positiver Faktor für die Rentabilität der Unternehmen sei.
Kinger Lau, Chefstratege für chinesische Aktien bei Goldman Sachs, äußerte vor kurzem die Prognose, dass der CSI 300 – ein wichtiger Referenzwert für die A-Aktien 300 großer Unternehmen – in diesem Jahr um 19 Prozent zulegen werde.