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Silk-Road-Handel in Shanghai: Neue Wachstumsstory für die digitale Seidenstraße

2024-07-04 14:49:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Zhang Xiao
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Nach mehr als zehn Jahren Seidenstraßeninitiative und dem E-Commerce-Boom der letzten Jahre steht für China jetzt der Silk Road E-Commerce, also der Onlinehandel über die neue Seidenstraße, weit oben auf der Agenda. Als eines der großen Drehkreuze dient hierbei seit Herbst vergangenen Jahres die Stadt Shanghai. Hier wurde Chinas erste Pilotzone für die E-Commerce-Offensive im Rahmen der Seidenstraßeninitiative gegründet. In den vergangenen Monaten hat die neue Zone der Entwicklung der Digitalwirtschaft in den Partnerländern wichtige neue Impulse verliehen.  

  

Ausbildung zum Livestreamer 

Warum ist Livestream-Shopping so angesagt? Wodurch zeichnet sich diese neue trendige Branche aus? Und worauf müssen Moderatorinnen und Moderatoren vor der Kamera besonders achten? Mit solchen Fragen im Hinterkopf kamen am 18. Mai in China vierzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern zu einem offenen Kurs zum Thema Online-Liveübertragung zusammen. 

  

Gemeinsame Veranstalter waren das Ausstellungs- und Handelszentrum für Importwaren in Hongqiao (Hongqiao Import Commodities Exhibition and Trading Center) sowie die Firma Shanghai Yibo Network Technology. Die Unterrichtssprache war Englisch. Praktische Vorträge über Tricks und Kniffe erfahrener Livestreamer sowie das Filmen und Schneiden von Kurzvideos rundeten den Unterrichtsplan ab. Nach der Fortbildung bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zudem die Chance, ihre frisch erworbenen Kenntnisse direkt einem Praxistest zu unterziehen, indem sie den Verkauf von Produkten per Livestreaming in einem Smart-Studio simulierten. 

  

Das Programm sei die Fortsetzung eines Kurses vom 28. März, damals ein Pilotprojekt zur Ausbildung von Shopping-Livestreamern, erinnert sich Gao Hu, Co-Founder der Firma Yibo. Dieser eigentlich an Unternehmen gerichtete Kurs habe damals nicht nur großes Interesse bei der unternehmerischen Zielgruppe geweckt. „Auch einige Teilnehmer aus Hochschulen hat es damals gepackt. Für die Zukunft hoffen wir deshalb, unseren Trainingskurs noch mehr Studierenden zugänglich zu machen.“ 

  

Um dem Bedarf von Hochschulen und Universitäten gerecht zu werden und Nachwuchstalente für den grenzüberschreitenden E-Commerce für die Livestreaming-Basis des Ausstellungs- und Handelszentrums Hongqiao heranzubilden, ist das Unternehmen Yibo Kooperationen mit mehreren Fachhochschulen in Shanghai eingegangen. Das Resultat waren gemeinsam ausgerichtete Kurse im Mai und Juni. 

  

Zhu Jing, stellvertretende Geschäftsführerin von Shanghai Hongqiao International Imported Commodities Exhibition and Marketing, sagt, man setze derzeit gezielt darauf, Talente für den Onlinehandel heranzuziehen. Dazu zählten auch Live-Übertragungstrainings für ausländische Studierende aus den Seidenstraßen-Partnerländern, um den grenzüberschreitenden E-Commerce auszubauen. Ziel sei es, jährlich einhundert ausländische Onlinestreamer auszubilden. Zudem seien vielseitige Wettbewerbe und Austauschaktivitäten in Planung. 

  

Gao Hu freut sich auf das Debüt der ausländischen Streamer auf der diesjährigen CIIE in Shanghai: „Ich hoffe, dass wir in diesem oder zumindest im nächsten Jahr mehr ausländische Neulinge auf den Livestreaming-Plattformen finden, die für hochwertige Produkte aus ihrer Heimat werben.“ 

 

 


  Ein Live-Streaming zum Thema „Seidenstraßen-E-Commerce“ der Plattform G-OnAir 

 

Aufbau neuer Kooperationsplattformen 

„Gegenüber Weinen aus Ländern wie Frankreich oder Italien haben wir eindeutig einen Preisvorteil.“ Am Vorabend der Europareise von Staatspräsident Xi Jinping sorgte Serbiens Präsident Aleksandar Vučić mit dieser Aussage gegenüber chinesischen Medien für großen Rummel. Wenige Tage später sieht man Weine und Gastronomieprodukte aus Serbien in der Stadtarena des CIIE-Basars (CIIE Bazaar City Arena), ein Verkaufsevent, das von der Greenland Group, einem börsennotierten chinesischen Immobilienentwickler, in Shanghai veranstaltet wird. Die chinesische Kundschaft nahm das Angebot gut an und verkostete mit Vergnügen die exotischen Produkte aus Serbien. Auch die Verkaufszahlen stimmten am Ende. 

  

Anlass dieses Gaumenschmauses war eine Pressekonferenz zur Vorstellung serbischer Spezialitäten, die am 11. Mai im Handelszentrum der Firma Greenland, dem Greenland Global Commodity Trading Hub, stattfand. Sasa Jeremic, serbischer Generalkonsul in Shanghai, stellte dabei Spezialitäten wie frische Blaubeeren und Rotweine vor, die seit kurzem nach China eingeführt werden dürfen. „Unsere Warenexporte nach China wachsen von Jahr zu Jahr. 2022 erreichten sie eine Rekordsumme von 1,2 Milliarden Dollar“, so der Generalkonsul. Immer mehr serbische Unternehmen sähen gute Perspektiven für den Export auf den chinesischen Markt, so seine Einschätzung. Das bevorstehende Freihandelsabkommen zwischen Serbien und China, das am 1. Juli in Kraft getreten ist, sei eine große Chance für serbische Händler, insbesondere bei kandierten Früchten, Frisch- und Tiefkühlobst sowie Spirituosen wie Weinen und Branntweinen, sagte er. 

  

„Die Greenland Group hat eine Reihe von Einkaufsverträgen mit serbischen Unternehmen abgeschlossen, etwa für hochwertige serbische Produkte wie Rotwein und Honig“, erklärt uns derweil Xue Yingjie, Generalmanager der Greenland Global Commodity Trade Hub. Der chinesischen Kundschaft sollen diese Importwaren durch verschiedene Aktivitäten wie das Shanghaier Shoppingfest oder den CIIE-Bazar schmackhaft gemacht werden. Auch ist ein Festival für serbische Weine geplant, eine Mischung aus Online-Event und Präsenzveranstaltung. Ziel sei es, die Produkte einerseits vor Ort probieren und sie andererseits bequem von zu Hause aus mit ein paar Klicks ordern zu können. 

  

Bereits 2020 eröffnete das Greenland-Handelszentrum einen speziellen Importpavillon für serbische Waren. Seither fanden dort mehr als 20 Veranstaltungen statt. Der Pavillon ist somit zu einer wichtigen Plattform zur Förderung der chinesisch-serbischen Handelskooperation und des kulturellen Austauschs gereift. 

  

In der Stadtarena des CIIE-Basars in der Shanghaier Fußgängerzone auf der Nanjing-Straße seien in den 25 Länderpavillons über 5000 Produkte und Spezialitäten aus verschiedenen Ländern präsentiert worden, so Generalmanager Xue Yingjie. Ein besonderes Highlight: Knapp 80 Prozent der Produkte stammten aus Ländern, die an der E-Commerce-Zusammenarbeit im Rahmen der Belt-and-Road-Initiative teilnehmen. Großen Zulauf hatte auch der neuseeländische Themenpavillon. Hier gingen täglich im Durchschnitt rund 500 Becher Honigjoghurt über den Tresen, die innerhalb von weniger als drei Stunden vergriffen waren. Seidenstraßen-Partnerländer wie Nepal, Syrien und Pakistan wollen ebenfalls auf den Zug der E-Commerce-Kooperation aufspringen und hoffen für die Zukunft auf eine noch tiefergehende Win-Win-Zusammenarbeit. Die Liste der interessierten Länder ließe sich noch lange fortsetzen. 

  

„Bis dato betreibt das Greenland-Handelszentrum 48 Länderpavillons und 22 Pavillons zum Thema Seidenstraßen-E-Commerce. Insgesamt stehen so mehr als 15.000 Waren zur Wahl.“ Xue Xingjie erklärte uns, Anfang des Jahres habe die Greenland Group den ersten unternehmensorientierten Entwicklungsplan für den elektronischen Handel entlang der Seidenstraße in Shanghai vorgestellt. Momentan unterhalte man E-Commerce-Kooperationen mit 56 Unternehmen aus 22 Seidenstraßen-Partnerländern, womit man sich aktiv auf die Kooperationsabsichten ausländischer Händler eingestellt habe. Ziel sei es nun, sich noch intensiver in den Aufbau von speziellen Onlinehandelszonen einzubringen. 

 

 


 Am 31. März fand im Shanghai Hongqiao International Coffee Port ein Forum zur Entwicklung der lateinamerikanischen Kaffeeindustrie statt. Hochrangige Experten, Vertreter führender Unternehmen, Markenmanager und Kaffeeliebhaber aus China und Lateinamerika - sie alle kamen zusammen, um die aktuelle Situation, neue Herausforderungen und Potenziale der Kaffeeindustrie zu erörtern. 

  

Die Chancen der digitalen Entwicklung teilen 

2021 war der äthiopische Kaffeehersteller Addis erstmals auf der CIIE präsent. Chinas Importmesse ging damals ins vierte Jahr. Dank seines starken Vertrauens in den chinesischen Markt ließ sich das Unternehmen nach seinem CIIE-Debüt direkt im Internationalen Kaffeehafen Hongqiao (Hongqiao International Coffee Harbor) nieder. In den vergangenen mehr als zwei Jahren hat Addis seither zwei Kaffeehandelsgesellschaften in China gegründet. Damit sind aus Exponaten Waren und aus Ausstellern erfolgreiche Investoren geworden. 

  

Nach dem Verschiffen der Kaffeebohnen des Unternehmens aus Afrika gelangen diese unter Zollverschluss direkt in das Hongqiao-Logistikzentrum für Waren des Typ B, wo sie im Internationalen Kaffeehafen verkauft werden. Laut Zhu Jing beliefen sich die Im- und Exporte von Waren dieser Kategorie im ersten Quartal auf 516 Millionen Yuan. Es sei gelungen, eine erfolgreiche Lieferkettenplattform aufzubauen. 140 Millionen Yuan entfielen dabei auf Länder mit Seidenstraßen-E-Commerce, was einem Anstieg von rund 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. 

  

Diese beachtlichen Zahlen sind das Ergebnis der Produktivkräfte neuer Qualität, die durch Kostensenkung und schnellere Abläufe zum Aufbau eines effizienteren und transparenten Managementsystems für die Belt-and-Road-Lieferketten beitragen. Kaffeeaussteller Addis ist ein Nutznießer dieses digitalen Trends. Da der Kaffeehafen von Hongqiao viele Unternehmen im vor- und nachgelagerten Bereich der Kaffeeverarbeitung anzieht, fällt es der äthiopischen Firma sehr leicht, Röstereien und Verarbeitungsbetriebe mit gutem Preisleistungsverhältnis zu finden. Auf diese Weise gelingt es der Firma, den Mehrwert ihrer Kaffeebohnen um das Fünf- bis Zehnfache zu erhöhen. Und mehr noch: Die günstige Lage des zentralen Geschäftsviertels Hongqiao hilft der Firma dabei, täglich mit Kaffeehändlern und -käufern aus ganz China zu verhandeln, sodass sich der Handelsumsatz der Firma in den letzten zwei Jahren verfünffacht hat. 

  

Die Praxis hat bewiesen, dass die digitale Seidenstraße Barrieren im Bereich der Infrastruktur sowie technologische Hürden überwindet, die den Entwicklungsländern beim wirtschaftlichen Aufschwung lange im Wege standen. Durch die gemeinsame Umsetzung von Projekten wie grenzüberschreitenden E-Commerce-Plattformen und intelligenten Logistiksystemen bietet die digitale Seidenstraße noch mehr Ländern die Chance, sich in die globalen Lieferketten zu integrieren und gegenseitige Vorteile zu erzielen. Fakt ist: Das internationale Kooperationsparkett des Seidenstraßen-E-Commerce wird immer breiter. Es bietet für alle Beteiligten ganz neue Chancen und Wege zur gemeinsamen Nutzung der Marktdividenden. 

 

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