Von Li Guowen
Auf dem jüngsten, 19. Parteitag der KP Chinas im Oktober vergangenen Jahres rückte Xi Jinping den Aufbau einer ökologischen Zivilisation erneut in den Fokus der Parteiarbeit. Er bilde langfristig das Fundament einer nachhaltigen Entwicklung der chinesischen Zivilisation, so der Generalsekretär des Zentralkomitees der Partei. Klare Flüsse und grüne Berge, so Xi, seien so wertvoll wie Berge aus Gold und Silber. Diesen Gedanken müsse sich die gesamte Partei fest zu Eigen machen und ihn in die Praxis umsetzen. Es gelte, die grundlegende Staatspolitik zu Ressourceneinsparung und Umweltschutz konsequent durchzuführen sowie eine intakte Umwelt und saubere Ökosysteme als lebenswichtig einzustufen.
Die Volksrepublik unterstreicht damit ihre Entschlossenheit, ihre Mechanismen zum Schutz der Ökosysteme auszubauen, um so eine grüne Entwicklungs- und Lebensweise im Land zu fördern. China müsse unbeirrt einen Entwicklungsweg geprägt von nachhaltiger Produktion, nachhaltigem Wohlstand und einer gesunden Ökologie beschreiten, so der Staatspräsident. Ziel müsse es sein, ein schönes China aufzubauen, eine gute Produktions- und Lebensumwelt für das Volk zu schaffen und somit zur globalen ökologischen Sicherheit beizutragen, so seine Forderung an alle Parteimitglieder.
Vor dem Hintergrund des globalen Klimawandels wurde das Konzept zum Aufbau einer ökologischen Zivilisation bereits im Jahr 2012 erstmals in den Bericht des 18. Parteitages aufgenommen. Es bildet gemeinsam mit dem Konzept zum wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Aufbau einen integrierten Plan für die Sache des Sozialismus chinesischer Prägung. In den letzten fünf Jahren forcierte Chinas Regierung die nachhaltige und grüne Entwicklung des Landes und stockte auch die Investitionen in diesen Bereich merklich auf.
Eine Provinz, die im Zuge der grünen Politik verstärkt ins landesweite Augenmerk rückt, ist die Provinz Jiangxi in Chinas Südosten. Sie wurde 2016 zu einer von landesweit drei Pilotzonen für den Aufbau einer ökologischen Zivilisation bestimmt. Seitdem hat Jiangxi große Anstrengungen unternommen, um einen grünen und nachhaltigen Entwicklungsweg einzuschlagen. Dies hat dafür gesorgt, dass die Provinz heute zu einem landesweiten Vorbild in Sachen Umweltschutz gereift ist.
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Eine Teeplantage im Kreis Zixi: Auch hier setzt man auf Umweltfreundlichkeit. Die vor Ort installierten Anti-Moskito-Lampen sind allesamt solarbetrieben. |
Innovation als Schlüssel
Im Januar 2015 trat in China das revidierte Umweltschutzgesetz in Kraft. Ihm folgten die Ausarbeitung und Revidierung der Gesetze zur Bekämpfung von Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung. Als Pilotzone führte Jiangxi zielgerichtete Innovationsmechanismen ein und führt derzeit zahlreiche Pilotversuche zur Bekämpfung der Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung durch.
Nanchang, die Hauptstadt der Provinz, startete bereits im Mai 2013 ihre Aktion „Blauer Himmel“. Dabei wurde eine ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Luftqualität in der Metropole zu verbessern. So wurden mehrere Stationen zur Echt-Zeit-Überwachung der örtlichen Luftqualität eingerichtet und die Nutzung von Fahrzeugen mit hohen Emissionen wurde in weiten Teilen der Stadt verboten. Dank dieser und ähnlicher Anstrengungen gab es im Jahr 2016 insgesamt 318 Tage, an denen die Luftqualität der Stadt die nationalen Standards voll erfüllte. Zum Vergleich: 2013 genügte die örtliche Luftqualität noch an 96 Tagen weniger den nationalen Vorgaben. In den ersten acht Monaten des Jahres 2017 sank die PM10-Feinstaubbelastung in der gesamten Provinz auf durchschnittlich 70 Mikrogramm pro Kubikmeter. Damit blieben die Werte um 3,2 Mikrogramm pro Kubikmeter unter den nationalen Vorgaben.
Auch der Wasserverschmutzung hat Jiangxi in den vergangenen Jahren energisch den Kampf angesagt. Ende 2015 führte die Provinz ein innovatives System ein, bei dem für jeden Flussabschnitt auf Provinz-, Stadt-, Kreis-, Gemeinde- und Dorfebene feste Verantwortliche eingestellt wurden. Die führenden Kader auf der jeweiligen Ebene übernehmen jeweils die Verantwortung. Die „Flusspaten“ sind zuständig für die Gewährleistung der Wasserqualität auf ihrem jeweiligen Flussabschnitt. Durch das neue System konnte die Wasserqualität der fünf großen Flüsse der Provinz sowie des größten örtlichen Sees erfolgreich saniert werden.
Darüber hinaus wurden in 48 Kreisen und 25 Industrieparks Kläranlagen errichtet. Auch wurde die öffentliche Kanalisation modernisiert. Außerdem hat die Provinz ihre Regelungen zum Schutz der Wasserressourcen revidiert und die Neuerungen rasch in die Praxis umgesetzt. Die Nutzung von Wasserressourcen wird heute in Jiangxi streng kontrolliert. Auch die Effizienz der Wassernutzung konnte verbessert werden. Und es wurde eine offizielle Obergrenze für die Einspeisung von Abwasser in Wasserfunktionszonen festgesetzt.
Dank der Anstrengungen konnte die Wasserqualität der örtlichen Gewässer insgesamt deutlich verbessert werden. Beispielsweise wird heute die Wasserqualität aller Flüsse, die durch den Nanchanger Kreis Jing’an fließen, mit der nationalen Stufe zwei bewertet, was bedeutet, dass das Wasser nach bestimmten Reinigungsprozessen wie Flockung, Sedimentation, Filtration und Desinfektion zum Trinken geeignet ist.
Doch nicht nur in Sachen Gewässerschutz ist Jiangxi heute ein Vorbild. Auch was den Forstschutz angeht, hat die Provinz gute Erfolge vorzuweisen. So praktiziert der Kreis Zixi mit Erfolg ein neues System für den Schutz seiner Waldbestände. Heute sind wieder 87,3 Prozent der Gesamtfläche des Kreises von Wäldern bedeckt. Für die kommenden Jahre ist vorgesehen, das neue System schrittweise auf alle Gebirgsgebiete der Provinz zu übertragen.
Auch die Verbesserung der Bodenqualität wurde in die Agenda der zentralen Umweltschutzaufgaben des Jahres 2017 aufgenommen. Die Provinz erarbeitete strenge Vorschriften zur Verhütung von Bodenverschmutzung sowie zur Bodensanierung und -regulierung und veröffentlichte diese. Derzeit bemüht sich die Provinzregierung Jiangxis, auch hier ein konkretes Verantwortlichkeitssystem einzuführen, in dem zuständige Behörden aller Ebenen für die Verhütung der Bodenverschmutzung in speziellen Arealen die Verantwortung übernehmen.
Was den städtischen Umweltschutz betrifft, hat Jiangxi in den vergangenen Jahren Stadtparks, Feuchtgebiete und Waldparks angelegt sowie den Bau unterirdischer Rohrleitungen beschleunigt. Darüber hinaus werden im ländlichen Raum historische und kulturell wertvolle Gemeinden und Dörfer verstärkt geschützt und ein lebenswertes Umfeld für die Einheimischen geschaffen.
Transformation und Optimierung der Produktionsweise
China will in den kommenden Jahren auch die Transformation der Produktionsweise beschleunigen. Entwicklungsmaßnahmen, die die ökologische Umwelt schädigen oder gar zerstören, sollen aufgegeben werden. Auf diese Weise soll ein gutes ökologisches Umfeld geschaffen werden, um die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern sowie die nachhaltige und gesunde Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt zu fördern.
Jiangxi leistet bei der Umwandlung des Entwicklungsmodells wertvolle Pionierarbeit. Auch bei der industriellen Entwicklung setzt die Provinz nämlich auf ein umweltfreundliches Konzept. Saubere Produktions- und Zirkulationssysteme wurden bisher in allen Industriezweigen eingeführt, wodurch ein umweltfreundliches Industriesystem aufgebaut werden konnte. In der Landwirtschaft setzt Jiangxi auf das Modell „Ökologie plus“, bei dem großer Wert auf die Entwicklung der Forstwirtschaft gelegt wird. Auch der örtliche Dienstleistungssektor hat sich dem Trend der grünen Entwicklung angepasst. Die Entwicklung des Ökotourismus, grüner Seniorenbetreuung sowie kultureller Dienstleistungen wurde in den letzten Jahren stark gefördert, um so ein effizientes grünes Service-System aufzubauen.
Fossile Brennstoffe wie Kohle und Erdöl sind noch immer die Hauptquellen von Luftverschmutzung und dem Ausstoß von Treibhausgasen. Jiangxi legt deshalb großen Wert auf die Umstrukturierung seines Energiemixes und die Entwicklung sauberer Energien. Beispielsweise ist das in der Provinz beheimatete Unternehmen Jiangling Motors eines der führenden Unternehmen Chinas für die Produktion vollelektrischer Fahrzeuge. Die Produkte der Firma sind besonders bei Verbrauchern in kleineren und mittelgroßen chinesischen Städten beliebt. Ende 2016 erhielt Jiangling Motors die Genehmigung der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform zur Herstellung vollelektrischer Personenwagen.
Die Schwerindustrie ist eine weitere Hauptquelle von Schadstoffen. In den letzten Jahren hat die Provinz Jiangxi eine Reihe politischer Maßnahmen ergriffen, um die Transformation der Eisen- und Buntmetallproduktion sowie der chemischen Industrie voranzutreiben. Die Jiangxi Copper Corporation beispielsweise entwickelte erfolgreich eine umweltfreundliche Kreislaufwirtschaft, die den gesamten Prozess der Mineralienförderung umfasst. In der Schmelzhütte Guixi, die der Unternehmensgruppe untersteht, schwimmen heute Goldfische im gereinigten Abwasser, was die hohe Qualität der Abwasserreinigung eindrucksvoll beweist.
Auch in Sachen grüne, moderne Landwirtschaft kann die Provinz zahlreiche Fortschritte vorweisen. So wurde unter anderem eine Reihe altehrwürdiger Marken widerbelebt. Betriebe für Orangenanbau, Schweine-, Geflügel und Süßwasserfischzucht setzen heute auf Bio. Eine lokale Öko-Farm produziert jedes Jahr in großen Mengen Öko-Fleischprodukte von Freilandhühnern. Die Produkte des Vorzeigebetriebs werden heute landesweit abgesetzt. Auch auf den Geländen einiger stillgelegter Bergwerke wurden Öko-Farmen errichtet, so dass die einst kahlen Hügel heute wieder von sattem Grün bedeckt sind.
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Höhere Einkommen durch Bio-Produkte: Landwirte der Stadt Fuzhou machen heute mit der Verarbeitung von Öko-Reis gute Geschäfte. |
Grünes Bewusstsein führt zu grünem Lebensstil
Die Provinzregierung Jiangxis hat auch große Anstrengungen unternommen, um die Wichtigkeit des Umweltschutzes stärker im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Sie klärt die Bevölkerung vermehrt über Umweltfragen auf, damit die Menschen einen grünen, kohlenstoffarmen und gesunden Lebensstil entwickeln können.
In den letzten Jahren fanden so zahlreiche Veranstaltungen zum Thema Umweltschutz statt, die ein großes Echo gefunden haben, darunter der Summit on International Low Carbon and Eco-economy Development, das China Poyang Lake International Eco-cultural Festival und das Poyang Lake Rim Cycle Race. Durch solche und ähnliche Events wurde das Thema grüne Entwicklung in Regierungsbehörden, Unternehmen, Schulen, städtischen Wohnvierteln und auch in den ländlichen Gebieten kontinuierlich präsenter gemacht. Darüber hinaus hat Jiangxi 16 Demonstrationskreise und 60 Demonstrationsbasen ausgewählt, die in Zukunft eine provinzweite Vorreiterrolle in Sachen grüne Entwicklung spielen sollen.
Auch die Behörden für Öffentlichkeitsarbeit und Bildung der Provinz haben das Konzept der grünen Entwicklung weit oben auf ihre Agenda gesetzt und den Umweltschutz verstärkt in ihre Ausbildungssysteme aufgenommen. Viele Grund- und Mittelschulen führen heute Veranstaltungen und Projekte zum Thema Umwelt- und Naturschutz durch. In allen Regierungsorganen und Unternehmen wurden spezielle Abteilungen für Umweltaufsicht eingerichtet. Presse, Rundfunk, Fernsehen und viele örtliche Internetseiten ermuntern die Bevölkerung, sich aktiv an dieser Aktion zu beteiligen.
Initiativen wie Aufklärungsaktionen zur richtigen Müllsortierung, die Aktion „Leerer Teller“ gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und die Förderung der Verwendung energiesparender Haushaltsgeräte fördern den grünen Lebensstil der Menschen. Vor allem bei der jüngeren Generation fruchten die Umweltschutzideen. Für viele ist es mittlerweile selbstverständlich, selbst an heißen Sommertagen die Raumtemperatur per Klimaanlage nicht unter 26 Grad Celsius zu regeln. Viele setzen auf grüne Fortbewegungsmittel und achten beim Kauf von Immobilien auf Umweltschutzaspekte. Auch die Sharing Economy entwickelt sich in Jiangxi, wie in vielen anderen Teilen Chinas, rasch, was das Konsumverhalten und -bewusstsein der Menschen verändert und viele dazu gebracht hat, sich aktiv am Aufbau einer grünen Gesellschaft zu beteiligen.
Im Juni 2016 veröffentlichte Gretchen Daily, Professorin für Umweltwissenschaften an der Stanford University, einen wissenschaftlichen Beitrag in der Zeitschrift „Science“. Darin beschrieb sie Chinas bedeutende Erfolge beim Umweltschutz und erklärte, andere Länder könnten heute von Chinas Erfahrungen in diesem Bereich lernen.
Die Provinz Jiangxi jedenfalls ist schon heute auf einem sehr guten Weg in Sachen grüner Entwicklung. Ihre großen Erfolge beim Umweltschutz machen Hoffnung für die Zukunft, nicht nur für die Menschen in China, sondern auf der ganzen Welt.