Es waren entbehrungsreiche Jahre, als die Kommunistische Partei Chinas die Führung des Landes übernahm. Krieg, Besatzung, Hungersnöte und schwere Armut waren die schwersten Hindernisse, die es damals zu überwinden galt.
Viele Jahre sind seither vergangen und sicherlich war es kein leichter Weg, den das chinesische Volk seither gegangen ist. Wer arbeitet, macht auch Fehler, und wer klug ist, lernt daraus und sucht nach neuen Wegen.
Ihren 75. Geburtstag feiert die Volksrepublik heute. 75 Jahre des Aufstiegs eines armen, weitgehend am Boden liegenden Landes hin zu einer der führenden Wirtschaftsmächte der Erde. Ich denke, man kann mit gutem Grund sagen, dass dies die Leistung der Menschen war – unter Leitung der kommunistischen Partei.
Heute ist China an einem Punkt, von dem aus das Land die Weichen nicht nur für die eigene Wirtschaft, sondern auch für die Ökonomie der Welt in hohem Maße mit beeinflusst. Bei vielen Entscheidungen der Wirtschaftsführer der Erde fällt der erste Blick nach Beijing.
Dass China diesen langen Weg nicht allein gegangen ist, zeigen nicht zuletzt auch die zahlreichen internationalen Beziehungen, die sowohl Politik, Kultur, Wirtschaft und Entwicklung des eigenen Landes betreffen, als auch sich nahezu weltweit auf die Entscheidungen anderer Länder auswirken.
„Written in the Sky: Meine China-Geschichte“: Unter diesem Motto stand am 14. September eine Kulturveranstaltung in Berlin anlässlich des 75. Jahrestags der Gründung der Volksrepublik China. Der Chinesische Chor des Burggymnasiums Essen stimmte dabei chinesische und deutsche Lieder an, darunter „Auf Flügeln des Gesanges“ und „Jasmine Flower“. Die Besatzung der Shenzhou 18 war per Video aus der Raumstation zugeschaltet und unterhielt sich mit den Jugendlichen. (Quelle: Botschaft der Volksrepublik China in Deutschland)
Als anschauliches Beispiel sei eine Kulturveranstaltung genannt, die anlässlich des 75. Jahrestages der Gründung der Volksrepublik China in diesem September in der deutschen Hauptstadt Berlin abgehalten wurde. Unter dem Titel „Written in the Sky: Meine China-Geschichte“ wurde diese Feier gemeinsam von der China Media Group (CMG), der chinesischen Botschaft in Deutschland und dem Zentrum für Sprachausbildung und Kooperation des chinesischen Bildungsministeriums organisiert. China wolle den internationalen Austausch zwischen den Menschen stärken, den Dialog zwischen den globalen Zivilisationen fördern und das gegenseitige Verständnis verbessern, sagte Shen Haixiong, der derzeitige Intendant der China Media Group in Rahmen der Veranstaltung. „Wir werden die ultimative Herzlichkeit und leidenschaftliche Wärme der chinesischen Kultur präsentieren, das kontinuierliche Erbe der menschlichen Zivilisation aufzeichnen und zusammenarbeiten, um eine Gemeinschaft mit geteilter Zukunft der Menschheit aufzubauen“, sagte Shen. Der chinesische Botschafter in Deutschland, Deng Hongbo, betonte in diesem Zusammenhang, dass sowohl China als auch Deutschland ein tiefes kulturelles Erbe hätten und sich gegenseitig schätzen und ständig voneinander lernen würden.
In vielen Ländern der Erde finden in diesen Tagen ähnliche Veranstaltungen statt, die auf beeindruckende Weise demonstrieren, dass das Land längst schon seinen Platz in der Weltgemeinschaft gefunden hat und in was für einem hohen Maße die Volksrepublik China von den Menschen in aller Welt geschätzt wird.
Auch wenn in jüngster Vergangenheit insbesondere von Seiten des deutschen Außenamtes Dissonanzen nicht zu überhören waren, zeigt sich in vieler Hinsicht, dass die Grundlage der chinesisch-deutschen Beziehungen weiterhin stabil und die China-Politik der deutschen Regierung im Großen und Ganzen noch immer von Vernunft und Pragmatik gekennzeichnet ist. Besonders deutlich brachte dies die Chinareise von Bundeskanzler Scholz im Frühjahr zum Ausdruck, in deren Rahmen er auch mit Chinas Staatspräsident Xi Jinping zusammentraf. „Eine für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland sei kein Risiko, sondern vielmehr eine Garantie für die Stabilität der Beziehungen und eine Chance, die Zukunft zu gestalten“, sagte der Kanzler bei dieser Gelegenheit. Über 5.000 deutsche Unternehmen sind den Statistiken zufolge derzeit auf dem chinesischen Markt tätig. Im Jahr 2023 betrug das Gesamtvolumen der deutschen Direktinvestition in China 11,9 Milliarden Euro, ein Plus von 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Immer mehr wird deutlich, dass eine harmonische und auf gegenseitigen Vorteil ausgerichtete Zusammenarbeit Chinas mit Deutschland nicht nur positive Auswirkungen auf die ökonomische Entwicklung hat, sondern dass sie in besonderem Maße als ruhendes Gegengewicht stabilisierend gegen den Lärm und die Kriegstreiberei bestimmter westlicher Kräfte wirken kann.
Eine nicht zu vernachlässigende Rolle insbesondere im kulturellen Austausch Chinas mit anderen Ländern spielen auch die zahlreichen Konfuzius-Institute, die mit Filmen, Präsentationen, Sprachkursen, Werkvorstellungen und vielem mehr zu Frieden und Verständigung beitragen und den Menschen das Schöne und Gute der jeweils anderen Welt zu vermitteln suchen.
Urnengang an der Basis: Diese Einwohner des Ortes Hongyao, die der ethnischen Minderheit der Yao angehören, stehen am 22. Juli 2021 im autonomen Kreis Rongshui der Miao in Guangxi Schlange, um ihre Stimme für die Abgeordneten des örtlichen Volkskongresses abzugeben.
Von ebenso großer Bedeutung wie die Kultur der Länder ist meines Erachtens auch die politische Verständigung. Immer wieder stehen die Begriffe „Demokratie“ und „Demokratisierung“ zur Disposition. Dabei sollten besonders die Menschen in der westlichen Welt sich nicht verleiten lassen, das, was sie für demokratisch und volksnah halten, über andere Systeme zu stellen. Auch in den westlichen Ländern findet man in der Entwicklung der Demokratie und der demokratischen Verfassung viele Schwachstellen und Fehler, die man allzu häufig nicht oder allenfalls peripher wahrnimmt. Beispiele sind die Unterwanderung staatlicher und privater Medien durch linientreue Parteifunktionäre, politische Einflussnahme bei wissenschaftlichen Instituten wie das RKI oder auch Versuche von Politikern und Funktionären, auf die Rechtsprechung des Landes Einfluss zu nehmen. Ein ganz wesentlicher Schwachpunkt der westlichen Demokratie ist zudem, dass politische Ämter häufig als Sprungbrett für die persönliche Karriere politischer Exponenten missbraucht werden.
Dem steht das System der Gesamtprozess-Volksdemokratie in der Volksrepublik China gegenüber, das auch auf der jüngsten Jahrestagung des Nationalen Volkskongresses (NVK) intensiv diskutiert worden ist. Das Prinzip einer Gesamtprozess-Volksdemokratie ist eine Kombination aus Wahldemokratie und konsultativer Demokratie, in der das Volk des Landes in Übereinstimmung mit dem Gesetz auf allen Ebenen seine demokratischen Rechte wahrnehmen kann. Seit vielen Jahren kann man beobachten, wie das Land seine eigene Version einer Volksdemokratie entwickelt und gestaltet. Auf diesem Weg kann China lernen, Erfahrungen im Aufbau einer demokratisch gestalteten Politik sammeln, Staat und Gesellschaft demokratisieren und zugleich Wege finden, Fehler zu vermeiden, denen andere Völker in diesem Zusammenhang begegnet sind. Im Zentrum der chinesischen Gesamtprozess-Volksdemokratie steht, wie der Name schon sagt, das Volk mit seinen Erwartungen, Werten und Hoffnungen – aber auch seinen Aufgaben und Verpflichtungen - von der nationalen Ebene, den Provinzen und Städten bis hin zu den Kreisen und Kommunen - wobei die Konsensfindung und die Partizipation der Bevölkerung am gesamten Entscheidungsprozess immer im Mittelpunkt stehen. Das ist der Grundpfeiler für die Entwicklung einer Verfassung, die den Namen „Demokratie“ verdient und die als Grundlage für demokratische Wahlen, demokratische Verwaltung und Kontrolle und demokratisches Denken im Land dient. Dafür stehen nicht zuletzt die Volkskongresse, durch die das Volk auf praktisch allen Ebenen in die politische Entwicklung und Entscheidungsfindung des Landes eingebunden ist. Dazu möchte ich abschließend noch das Ergebnis einer Studie anführen, die kürzlich von der „Alliance of Democracies Foundation“ aus Kopenhagen durchgeführt worden ist und der zufolge 83 Prozent der Bevölkerung in China der Meinung sind, dass sie in einem demokratischen Staatswesen leben. Dagegen halten nur 49 Prozent der US-Bürger ihr eigenes Land für eine echte Demokratie.
75 Jahre Volksrepublik China: Was für ein ganz besonderes Ereignis – auch für mich ganz persönlich. Meine Reisen durch verschiedene Provinzen des Landes, ganz persönliche Freundschaften, meine Bücher über das Land und ganz vielfältige Kontakte haben dafür gesorgt, dass China für mich nicht einfach nur ein Land unter vielen ist. Auch die Zusammenarbeit mit chinesischen Medien trägt dazu bei, die Bande noch enger zu knüpfen und die Freundschaft, die mich mit dem Reich der Mitte verbindet, groß und schön zu machen.
Im Oktober dieses Jahres feiert das Land – und das mit Recht. In der Tat ist es ein ganz besonderes Ereignis, zu dem auch ich ganz herzlich gratuliere. Ich wünsche dem Land und seinen Menschen Glück, Erfolg und eine Zukunft in Frieden und Wohlstand.
*Helmut Matt ist deutscher Schriftsteller und China-Wissenschaftler.
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