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Badain-Jaran-Wüste: Neuem Weltnaturerbe gelingt Spagat zwischen Schutz und Erschließung

2024-10-09 11:18:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Liu Hongzhang und Wang Xiaochun*
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Sand, soweit das Auge reicht, sengende Sonne, wenig Schatten und Wasser – das sind die Bilder, die einem als erstes in den Sinn kommen, wenn man an Wüsten denkt. In der Badain-Jaran, der drittgrößten Wüste Chinas, zeichnet sich jedoch ein etwas anderes Bild. 

  

Hier, im Autonomen Gebiet Innere Mongolei, erwarten Besucher einzigartige und abwechslungsreiche Landschaften. Insgesamt finden sich im Wüstengebiet nämlich 144 teils bizarr gefärbte Seen, die wie glitzernde bunte Perlen in die Weiten der Dünen eingestreut sind. Außerdem zeigt sich ein für eine Wüstenregion höchst ungewöhnlicher Artenreichtum. Das faszinierende Naturantlitz dieser Driftwüste, die im Gebiet des Rechten Alxa-Banners liegt, hat mittlerweile selbst die Aufmerksamkeit der UNESCO auf sich gezogen. 

  

Aber von vorne: Am 26. Juli wurde die Badain-Jaran-Wüste mit ihren Sanddünen und Seen während der 46. Sitzung des Welterbekomitees im indischen Neu-Delhi in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Damit ist es die erste Wüste ihrer Art in China, die es in die offizielle Welterbeliste geschafft hat. Insgesamt wurden bis jetzt 15 chinesische Stätten in die Weltnaturerbeliste der UNESCO aufgenommen. Hinzu kommen noch vier Stätten, die sowohl dem Kultur- als auch dem Naturerbe angehören. 

 

  


Denkwürdiger Moment in Neu-Delhi: Die Badain-Jaran im nordchinesischen Autonomen Gebiet Innere Mongolei schaffte am 26. Juli während der 46. Sitzung des Welterbekomitees den Sprung in die UNESCO-Welterbeliste.  

  

Schutz des Weltnaturerbes 

 

Die Badain-Jaran-Wüste erstreckt sich über 47.000 Quadratkilometer. Hoch aufragende Sandgipfel, brummende Sanddünen, kristallklare Wüstenseen, magische Wasserquellen und ein tibetisch-buddhistischer Tempel – das sind die bekannten fünf Natur- und Kulturmerkmale der Wüste. Dank dieser „fünf Wunder“ gilt sie als eine der sehenswertesten Wüsten Chinas.  

  

Im Innersten des Sandmeers beläuft sich die durchschnittliche Höhe der Dünen auf 200 bis 300 Meter. Die höchste Düne ragt gar 500 Meter in die Höhe. Sie ist die höchste Megadüne der Erde. 

  

Ohne fachgerechten Schutz allerdings würde das extrem fragile Ökosystem im Inneren der Wüste auf Dauer Schaden nehmen, wodurch all diese kostbaren Schätze verloren gingen, und mit ihnen seltene Arten. Um dies zu verhindern, wurde 1999 eine Naturschutzzone in der Badain-Jaran-Wüste geschaffen, die auch die zahlreichen Seen miteinschließt. Heute ist die Zone als Naturreservat auf Ebene des autonomen Gebiets und als eingetragene Landschaftszone eingestuft. Die zuständigen Behörden schenken dem Schutz der örtlichen Naturschätze immer größere Aufmerksamkeit. 

  

Hinter der erfolgreichen Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste stecken allerdings jahrelange harte Anstrengungen unzähliger Menschen. Gemeinsam hat man über insgesamt sieben Jahre einen mühsamen und weiten Weg zurückgelegt. Der Startschuss für die Antragsarbeit fiel 2017. Zwei Ortsbegehungen durch in- und ausländische Experten im September 2017 bzw. Juni 2018 ergaben, dass die Wüste schon damals alle nötigen Voraussetzungen für eine Eintragung als Weltnaturerbe mitbrachte. 2019 wurde die Wüste dann offiziell in die Vorschlagsliste des Welterbes aufgenommen. Ein Jahr später, 2020, hatte sie als Chinas einziges Nominierungsprojekt ihren ersten großen globalen Auftritt. Flankiert wurde das Aufnahmeverfahren im Jahr 2021 durch die Schaffung der nötigen rechtlichen Rahmenbedingungen. Nun haben die Anstrengungen in diesem Jahr endlich Früchte getragen – in Form des Zuschlags auf der Sitzung des Welterbekomitees. 

 

  


Besondere Naturkulisse: In der Wüste Badain-Jaran gibt es immerfeuchte Seen mit spektakulärer Färbung. Im Bild sieht man den Nouerto-See, den größten örtlichen See. 

  

Besondere Hingucker 

 

Zwar sind es größtenteils Salzseen, die die Badain-Jaran durchsetzen, der Badain-See jedoch ist eine Ausnahme: ein Süßwassersee. Es ist zugleich der See, der am nächsten zur Gemeinde Badain-Jaran liegt. Mit seinem faszinierenden Antlitz hat er in den letzten Jahren immer mehr Besucher in seinen Bann gezogen. 

  

Aber nicht nur Touristen kommen: Vor kurzem sind auch gut 100 Lehrkräfte und Studierende aus 18 Hochschulen und Universitäten zu diesem See gereist. Anlass war ein Co-Praktikum im Fach Geographie von Unis des chinesischen Festlandes und Hongkongs. Das Ziel der Veranstaltung: Feldforschungen in den Bereichen Geomorphologie, Bodenbeschaffenheit, Vegetation, Klima und Hydrologie.   

  

Li Zhuolun, Direktor des Gletscher- und Wüstenforschungszentrums der Universität Lanzhou, fungierte als Leiter der Gemeinschaftsexkursion. Als „Stammgast“ der Wüste ist es für ihn fast schon Routine, jährlich vor Ort wissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen und Feldunterricht zu geben. Auf die Frage, warum man ausgerechnet die Badain-Jaran-Wüste für die Exkursion ausgewählt habe, sagt der Professor: „Wüstengebiete reagieren sehr empfindlich auf das globale Klima, was ihre Erforschung zu einem Hotspot macht. Wüsten stehen eigentlich immer im Fokus für uns als Geowissenschaftler.“  

  

Welche Bedeutung dem Naturerbe zukommt, belegen auch verschiedene Studien. Neben faszinierender Landschaft hat die Gegend nämlich auch für die Wissenschaft einiges zu bieten. Hier erkunden Forscher unter anderem die Entwicklung von Wüsten und die Entstehung von sandigen, windgeprägten Landschaften. Die Ergebnisse sind wertvoll für Forscher weltweit. 

  

Was die Badain-Jaran zu einem besonders guten Forschungsgegenstand macht: Hier lassen sich regionale geologische und tektonische Veränderungen, Klimawandel, geomorphologische Entwicklung und sogar die Merkmale hydrogeologischer Veränderungen komplett aufzeichnen und deutlich nachweisen. Dazu kommt: Aufgrund des starken Einflusses der laufenden tektonischen Hebung des Qinghai-Xizang-Plateaus ist die Wüstenbildung noch immer im Werden begriffen. Durch umfängliche und vollständige Untersuchungen gewinnt man wertvolle Erkenntnisse über die laufende Entwicklung. 

  

Wie aber lassen sich die Ökosysteme der Wüste besser schützen? Die Antwort liege unter anderem in einer vernünftigen Nutzung der Wasserressourcen, sagt Li. „Die beeindruckenden Seen sind spektakulär gefärbt und ihre Farben variieren je nach Jahreszeit. Hier bedarf es langfristiger Forschung und Überwachung“, so der Professor. 

  

Der neue Status als Weltnaturerbe jedenfalls hat der Wüste einen ordentlichen Bekanntheitsschub verliehen. Immer mehr Touristen pilgern in die Gegend auf der Suche nach atemberaubenden Naturerlebnissen – selbst aus dem Ausland. Ein Reiseführer aus Südkorea erzählt uns, er habe schon mehr als zehn Mal südkoreanische Reisegruppen in die Gegend begleitet. „Ich bin viel in China herumgekommen“, sagt der Guide, der auf über 20 Jahre Erfahrung zurückblickt. „Für mich ist die Badain-Jaran-Wüste definitiv die schönste Wüste Chinas. Der Besuch ist ein absolutes Muss.“ 

  

Was die Zukunft bringt 

 

Bisher leben in der Wüste rund 50 Hirtenfamilien. Auch sie helfen im Alltag beim Schutz der Wüste, wo sie nur können, sammeln unterwegs Müll auf und bringen ihn aus der Wüste. Auch sie selbst lassen schon lange keine Abfälle mehr achtlos zurück. 

  

Wang Bin, Besitzer eines Gasthauses in der Nähe eines Sees tief in der Wüste, freut sich sehr über die Aufnahme in die UNESCO-Liste. „Die pittoreske Landschaft hier ist unser Aushängeschild. Wir behüten daher die gesamte Umgebung rund um die Wüste und alle Tier- und Pflanzenarten wie unseren eigenen Augapfel.“ 

  

Aber lassen sich Umweltschutz und Ressourcennutzung überhaupt erfolgreich unter einen Hut bringen? Eine Frage, mit der sich auch die örtliche Regierung intensiv beschäftigt. In der Zukunft wollen die Verantwortlichen der Wüste neues Leben einhauchen. 

  

Für Yao Xiaode, Leiter des Büros für Forstwirtschaft, Grasland und Wüstenkontrolle im Rechten Alxa-Banner, sind die potentiellen Risiken durch eine Erschließung in näherer Zukunft überschaubar. Man sei schließlich dazu verpflichtet, dem Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt nachzukommen und das Welterbe in Zukunft noch stärker zu schonen und zu schützen. Und das werde man auch tun.  

  

Dafür sei geplant, die Wüste technologisch noch besser auszurüsten, zum Beispiel mit einem sensiblen Überwachungssystem und einer umfangreichen Datenbank. Oberstes Ziel sei es, ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen Welterbeschutz und sozioökonomischer Entwicklung zu finden. Doch das gelinge letztlich nur durch eine umfangreiche Beteiligung der gesamten Bevölkerung an Schutz, Verwaltung, Überwachung und Aufklärungsarbeit, sagt er. An einer ökologisch tragfähigen Tourismusentwicklung führe am Ende kein Weg vorbei. „Das A und O ist, das wertvolle Welterbe gut fortzuführen, es zu schützen und behutsam zu nutzen, damit alle Leute daran teilhaben können“, so sein Fazit. 

 

*Liu Hongzhang und Wang Xiaochun schreiben für die „Inner Mongolia Daily“. 

 

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