Blick auf die zentrale Achse Beijings vom Jingshan-Hügel bei Sonnenuntergang
Mit den Zivilisationen ist es wie mit dem Wasser, sie dringen lautlos überall ein. China ist heute ein Teil Asiens und ein Teil der Welt. Als Hauptstadt Chinas hat Beijing eine lange Geschichte und ein reiches Erbe.
In dieser Stadt, die reich an kulturellem Erbe und Relikten ist, findet sich die längste und vollständigste antike Stadtachse der Welt – die Zentralachse von Beijing, die der Welt die ästhetische Philosophie, die Rituale und die Werte der chinesischen Nation von „Zentralität, Rechtschaffenheit, Harmonie und Einheit“ vermittelt.
Auch in Frankreich, dem romantischen Land an der Westküste Europas, gibt es in Paris eine zentrale Achse, die von der Avenue des Champs-Elysées ausgeht. Die beiden zentralen Achsen sind wie gemeinsame kulturelle Symbole der zwei verschiedenen Länder, die nicht nur ihre eigenen ästhetischen Bestrebungen und kulturellen Konzepte zur Entfaltung bringen, sondern auch ein Beispiel dafür geben, dass unterschiedliche Kulturen sich gleichermaßen entfalten und einander tolerieren können.
Gegenseitige Wertschätzung und Integration
Die zentrale Achse Beijings, die die Seele und das Rückgrat dieser historischen und kulturellen Stadt ist, beginnt im Süden der Stadt am Yongding-Tor, verläuft durch das Zhengyang-Tor, die Verbotene Stadt und den Jingshan-Hügel, auch als Kohlenhügel bekannt, bevor sie am Trommel- und Glockenturm im Norden endet. Sie spiegelt die architektonische Form und das Planungsmuster der Stadt wider, repräsentiert den Wandel der Dynastien und des gesellschaftlichen Lebens in China und ist damit ein wertvolles Kulturerbe von besonderer Bedeutung in der Geschichte der Stadtentwicklung und der Kunst der Architektur.
Die Pariser und die Beijinger Zentralachsen haben ähnliche Hintergründe. Sie waren ursprünglich eine „Reichsstraße“ und entwickelten sich peu à peu zu verschiedenen Zeiten. Sie verfügen über eine lange kulturelle Tradition und ein reiches historisches Erbe. Das berühmte Louvre-Museum in Paris und die Verbotene Stadt in Beijing liegen gerade auf diesen zentralen Achsen und bringen die Quintessenz der Weisheit der Palastkultur von Ost und West zum Ausdruck.
Die beiden zentralen Achsen ergänzen sich auf einzigartige Weise in einem gegenseitigen Lernprozess östlicher und westlicher Zivilisationen. Im Jahr 2012 wurde Beijings zentrale Achse in die chinesische Vorschlagsliste des Weltkulturerbes aufgenommen. Im Jahr 2021 wurde dem Antrag vom UNESCO-Welterbezentrum stattgegeben. Am 25. Mai 2022 wurden die Vorschriften zum Schutz des Kulturerbes der Zentralachse von Beijing verabschiedet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gleichzeitig setzen wir uns weiterhin für die Beteiligung der Öffentlichkeit am Schutz des kulturellen Erbes der Zentralachse ein.
Die Werte der chinesischen Kultur
Der historische und kulturelle Wert der Beijinger Zentralachse ist wie eine Enzyklopädie, die den Geist der chinesischen Nation von der Antike bis zur Gegenwart enthält und auch die für die Chinesen einzigartigen Werte „Zentralität, Rechtschaffenheit, Harmonie und Einheit“ und ihren Beitrag zur Menschheit widerspiegelt.
Die zentrale Achse von Beijing ist in erster Linie ein Konzentrat traditioneller chinesischer Kultur. Darin spiegeln sich die philosophischen Ideen über die Achtung der Zentralität, der Verbindung von Riten und Musik und der Einheit von Mensch und Natur wider, die die Weisheit der Alten enthalten.
Die architektonischen Denkmäler mit ihrer axialen Symmetrie entlang der zentralen Achse Beijings veranschaulichen die Ästhetik und den Gedanken der chinesischen Nation. Geschichte und Kultur sind die Seele einer Stadt, und man muss das historische und kulturelle Erbe der Stadt bewahren, als wäre es das eigene Leben, um seine Weitergabe und Entwicklung kontinuierlich sicherzustellen.
Der historische und kulturelle Charakter der zentralen Achse von Beijing macht es endlich möglich, der Welt das alte wie das moderne China in seiner Vielfalt zu demonstrieren. Von der Yuan-Dynastie bis zur Gegenwart hat es eine über 700-jährige Geschichte, aber es lebt und entwickelt sich immer noch. Diese unendliche Vitalität ist das Schaufenster des kulturellen Selbstvertrauens der Hauptstadt eines großen Landes.
Ein lebendiges Erbe, das es zu bewahren gilt
In den letzten Jahren hat Beijing bemerkenswerte Ergebnisse bei der Förderung der umfassenden Erhaltung und Wiederbelebung der Altstadt erzielt, wobei der Schutz der Beijinger Zentralachse als Zugpferd diente.
Wir haben die Priorität der Erhaltung des kulturellen Erbes hochgehalten und den Schutz sowie die Renovierung des kaiserlichen Ahnentempels, des Zhengyang-Tors, des Jingshan-Parks, des Trommel- und Glockenturms gefördert. Wir haben den Erhalt und die wissenschaftliche Nutzung der historischen Landschaft der Stadt organisch miteinander verbunden, indem wir Kulturdenkmäler Instand gesetzt, jede latente Gefahr beseitigt und die den Besuchern zugänglichen Flächen erweitert haben.
Wir bestehen darauf, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, und machen den Prozess der Bewerbung um die Anerkennung als Weltkulturerbe zu einem konsensbildenden Prozess, an dem die Menschen umfassend beteiligt sind. Wir haben Renovierungsarbeiten durchgeführt, damit die Menschen ein angenehmes Leben führen können, die Umgebung schöner ist und der Charme des alten Beijing wiederbelebt wird. Wir haben kulturelle Aktivitäten entfaltet, damit die Menschen die Eleganz der Beijinger Zentralachse wirklich miterleben und an ihrem Aufbau und ihrer Entwicklung teilnehmen können.
Wir betonen die kulturelle Vielfalt und fördern die integrative Koexistenz von traditioneller und moderner, materieller und immaterieller Kultur in der Stadt. Wir haben die rituelle Praxis am Opferaltar für die Agrarwirtschaft wiederbelebt, die Blockade des Landschaftskorridors der zentralen Achse aufgehoben und die historische Nord-Süd-Ansicht wieder freigelegt. Wir haben auch eine Reihe digitaler Innovationen wie die „Digitale Zentralachse“ und die „Zentralachse in der Cloud“ gefördert, um die Zentralachse über Bildschirme in Tausende von Haushalten zu bringen.
*Chen Mingjie ist Direktor des Städtischen Büros für Kulturerbe in Beijing.