Von Dang Xiaofei
Die deutsche Carl Zeiss AG präsentiert auf dem CIIE-Messestand ihr Spitzenprodukt Zeiss Clarus 500.
Joseph Romanelli, Vizegeneraldirektor des amerikanischen Pharmakonzerns mit deutschen Wurzeln Merck & Co., Inc., kurz MDS, ist zuständig für das China-Geschäft des Unternehmens. Schon direkt nach der Eröffnung von Chinas 2. Internationalen Importmesse (CIIE), die vom 5. bis zum 10. November
Das Who-is-who der Branche versammelt
China hat eine Bevölkerung von nahezu 1,4 Milliarden Menschen, deren Lebenserwartung seit Einführung der Reform- und Öffnungspolitik vor über 40 Jahren stetig gestiegen ist. 2018 lag sie bereits bei 77 Jahren. Zeitgleich sieht sich die Volksrepublik aber auch mit dem Problem einer zunehmenden Bevölkerungsalterung konfrontiert. Nach neuesten Daten des chinesischen Statistikamtes gab es Ende
Im CIIE-Ausstellungsbereich für medizinische Geräte sowie Arzneien und Gesundheitsprodukte ist das weltweite Who-is-who der Branche versammelt. Die Konzerne präsentieren erfolgreich ihre Spitzenprodukte vor dem in großer Zahl angereisten chinesischen Fachpublikum. Der Wert der Bestellungen erreichte bis zum Messeabschluss Hunderte Millionen Yuan.
Auch der deutsche Pharmakonzern Boehringer-Ingelheim zeigte Präsenz und schloss mit Einkäufern Lieferverträge für Medikamente im Wert von
Im Grundriss des staatlichen Gesundheitsförderungsplans bis 2030 hat Chinas Regierung ihr Ziel für die Entwicklung der Gesundheitspflege abgesteckt. Demnach soll das Gesamtvolumen des Dienstleistungssektors für Gesundheitspflege 16 Billionen Yuan erreichen. Dai Yong ist Vizedirektor der japanischen Firma Canon Medical Systems für den chinesischen Raum. Das Unternehmen ist Japans größter Lieferant für medizinische Geräte. Dai sagt: „Durch die Umsetzung dieses Plans dürfte Chinas Medizinbranche einen Boom erleben. Man sollte die riesigen Chancen beim Schopfe packen. Wir sehen im chinesischen Gesundheitsmarkt enormes Entwicklungspotential, das es nun zu erschließen gilt.“
Früher Markteinstieg und Ausbau der Geschäfte
Der amerikanische Pharmakonzern MDS stieg bereits vor 30 Jahren ins Chinageschäft ein. Damals gelang es dem Unternehmen, über Technologietransfer die damals modernsten Impfstoffe gegen Hepatitis B, entwickelt auf Grundlage von Gen-Rekombinationstechnik, auf dem chinesischen Markt einzuführen. Heute zählt MDS in China mehr als 6500 Mitarbeiter. Mit Hauptsitz in Shanghai verfügt das Unternehmen über ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum in Beijing und eine Fabrik in Hangzhou. Mit Erfolg wurden die Bereiche Research and Development sowie Produktion und Vertrieb miteinander verbunden. In den 30 Jahren seit seinem Markteintritt hat MDS den chinesischen Gesundheitsmarkt mit mehr als 40 Arten von Arzneimitteln und Impfstoffen versorgt, die den Menschen im Lande geholfen haben.
Wie MDS sind auch viele andere ausländische Medizin- und Pharmaunternehmen schon früh ins Chinageschäft eingestiegen und haben vor Ort Standorte errichtet. Canon Medical Systems ist seit mehr als 40 Jahren auf dem chinesischen Markt aktiv, Boehringer-Ingelheim seit 25 Jahren.
2017 trat China der Internationalen Konferenz zur Harmonisierung der technischen Anforderungen an die Registrierung von Parmazeutika für den menschlichen Gebrauch (International Conference on Harmonisation of Technical Requirements for Registration of Parmaceuticals for Human Use, kurz ICH) bei. Damit wurde ein wichtiger Schritt des Benchmarkings im Bereich der internationalen Registrierungs- und Genehmigungsverfahren für Medikamente unternommen. Zugleich setzte China ein Signal für seine Integration in das internationale Kontroll- und Verwaltungssystem.
Besonders zu erwähnen ist, dass die Volksrepublik in den vergangenen Jahren ihre Überprüfungs- und Genehmigungsverfahren in Bezug auf die Markteinführung neuer ausländischer Medikamente erheblich beschleunigt hat. Beispielsweise ist hier ein vom schweizerischen Pharmakonzern Roche entwickeltes antikarzinomatöses Medikament genannt. Nur neun Monate nach seiner Genehmigung durch die entsprechenden amerikanischen Behörden wurde auch das Überprüfungs- und Genehmigungsverfahren in China abgeschlossen. Danach wurden innerhalb von nur 47 Tagen die ersten Rezepte ausgestellt. „China vertieft und beschleunigt die Reform seines medizinischen Behandlungssystems und der nationalen Gesundheitsfürsorge ununterbrochen, wodurch sich auch die Innovationschancen vermehren, was uns natürlich begeistert“, sagt MDS-Topmanager Romanelli. In den vergangenen zwei Jahren seien jährlich Dutzende Medikamente von MDS erfolgreich genehmigt worden, erzählt er.
Vor dem Hindergrund der ständigen Verbesserung des Umfeldes des chinesischen Gesundheitsmarktes erweitern auch die ausländischen Pharmaunternehmen ihre Geschäftsbereiche. Der deutsche Traditionskonzern Boehringer-Ingelheim beispielsweise hat ein Rehabilitationszentrum für Schlaganfallpatienten aufgebaut. „Der Bedarf an derartiger medizinischer Versorgung ist in China groß. Nach einem Jahr Betrieb stellen wir fest, dass unser Angebot von den chinesischen Patienten sehr begrüßt wird. Wir denken daran, unsere Geschäfte auch auf andere chinesische Städte auszudehnen“, sagt Managerin Yin.
Mittlerweile haben auch viele ausländische Unternehmen Kooperationen mit einheimischen Firmen im Bereich der medizinischen Versorgung und Gesundheitspflege aufgenommen. So startete MDS im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Alibaba Health Information Technology Limited, ein Tochterunternehmen des chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba, ein strategisches Kooperationsprojekt zur Vorbeugung von Zervikalkarzinomen. Boehringer-Ingelheim hat auf der diesjährigen CIIE auf einen Schlag strategische Kooperationsabkommen mit sieben einheimischen Internethospitalen abgeschlossen und plant, seine Investitionen in China bis zum Jahr 2023 auf 174 Millionen Euro zu erhöhen. Auch der japanische Konzern Canon Medical Systems plant seine Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen zu intensivieren und Fabriken in China zu errichten, um die Produktion verstärkt zu lokalisieren.
KI wird im Medizinbereich zu wichtigem Impulsgeber
Derzeit nehmen KI-Technologie,
Auf der diesjährigen CIIE präsentierte Canon Medical System sein Spitzenprodukt, den weltweit ersten mit Künstlicher Intelligenz betriebenen Computertomographen. Zu den Vorteilen erklärt Unternehmensmanager Dai: „KI erhöht Qualität und Effizient der Computertomographie erheblich. Besonders wichtig ist, dass durch die neue Technik die Röntgenstrahlendosis in großem Maßstab gesenkt werden konnte. Sie entspricht heute nur noch der Dosis eines Röntgenbildes des Brustkorbes.“
Das Novum der japanischen Firma zog viele Fachkunden an und in den ersten vier Tagen haben Dutzende chinesische Krankenhäuser ein Absichtsabkommen über die Anschaffung des Geräts mit Canon Medical Systems unterzeichnet. „Voraussichtlich werden nach der Messe noch mehr Kunden auf uns zukommen“, ist Dai überzeugt. „Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit den Ergebnissen unserer Teilnahme an der Messe“, so die Bilanz des Managers.
Der transnationale Pharmakonzern AstraZeneca hat seine Zentrale im britischen Cambridge. Auf seinem Messestand auf der CIIE präsentierte der Konzern ebenfalls eine spektakuläre Neuheit, ein Gerät zur Magnet-Magenspiegelung. Mitarbeiterin Wang Huan sagt zu der Marktneuheit: „Die Patienten müssen nur eine kleine Kapsel mit einem Gewicht von weniger als fünf Gramm schlucken und dann kann eine Magenspiegelung innerhalb von nur 15 Minuten abgeschlossen werden.“ Der Eingriff sei zudem präzise und schmerzfrei. „Durch 360-Grad-Bildgebung kann die KI dem Arzt dabei helfen, den Beschwerdeherd genau zu lokalisieren“, sagt Wang. Außerdem sei über 5G-Systeme und eine leistungsstarke Breitbandverbindung mit kürzerer zeitlicher Verzögerung eine effektiv Fernbehandlung möglich. „In unmittelbarer Zukunft können die Patienten durch die weitgehende
Ein französischer Pharmakonzern präsentierte auf seinem Messestand derweil ein intelligentes Impfverfahren gegliedert in vier Schritte, nämlich Anmeldung, Bestätigung, Impfung und ambulante Beobachtung. „Man kann sich über eine entsprechende App anmelden, seine persönlichen Informationen eingeben und sie dann per Fingerabdruck bestätigen. Das Kühllager stellt danach gemäß diesen Informationen die passenden Impfstoffe zusammen, damit das medizinische Personal die Impfung rechtzeitig vornehmen kann. Die Zeit der ambulanten Behandlung und Beobachtung verkürzt sich so in der Regel auf nur 30 Minuten“, erklärt Huai Jiali, Mitarbeiterin des Unternehmens. Zudem setze man für die Zukunft auf VR-Technik und Gesichtserkennung, um die Behandlung weiter zu verbessern, fügt Huai hinzu.
Die Messestände im medizinischen Bereich der CIIE machen deutlich, dass die KI-Anwendung schon heute richtungweisend für die Branche ist. „An KI wird in Zukunft kein Weg vorbeiführen. Sie ermöglicht eine präzise und schnelle Diagnose. Unsere Firma wird die Anwendung von KI deshalb noch weiter vorantreiben. Bei uns sollen zukünftig alle medizinischen Geräte neuer Generation KI-Technologie in sich tragen“, sagt Dai von Canon Medical Systems zum Abschluss.