Von Dang Xiaofei und Zhou Lin
„Jinbo“ aus Legosteinen: Die Nachbildung des CIIE-Maskottchen ist ein Hingucker im Zentrum der Ausstellungshalle für Produkte aus dem Bereich Lebensqualität.
Französischer Wein, russische Milchprodukte und lateinamerikanischer Kaffee – immer mehr des Feinsten vom Feinen gelangt durch Chinas Internationale Importmesse (CIIE) ins Alltagsleben der Chinesen. Nach der großen Premiere im vergangenen Jahr ging die CIIE in Shanghai in diesem Jahr vom 5. bis zum 10. November in die zweite Runde. Der Großevent zog mehr als 3000 Unternehmen aus mehr als 150 Ländern und Regionen an, die Zahl der Geschäftsleute und Zuschauer aus dem In- und Ausland belief sich auf mehr als eine halbe Million.
Große Entwicklungsperspektive für die chinesisch-europäische Zusammenarbeit in Handel und Wirtschaft
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron führte eine große Delegation nach Shanghai. Frankreich war in diesem Jahr eines der Gastländer der Ausstellung. Am Eröffnungstag lud Macron Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping zur Verkostung von französischem Wein und Rindfleisch in den Französischen Pavillon ein. Im Gespräch mit französischen Unternehmen unterstrich Xi die Größe des chinesischen Konsummarktes und die Vielfältigkeit und Vielschichtigkeit der Nachfrage chinesischer Konsumenten, welche darauf warte, durch entsprechende Produkte befriedigt zu werden. Er riet den französischen Unternehmen zu mehr Weitblick und zur Intensivierung ihrer Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern zum beiderseitigen Vorteil.
China und Frankreich verbindet eine langfristige strategische Partnerschaft. In den vergangenen Jahren haben beide Länder ihre Zusammenarbeit in Bereichen wie Energie, Infrastruktur, Verkehr und Luftfahrt intensiviert. Auf der CIIE ist Frankreich mit mehr als 80 Firmen stark vertreten, darunter finden sich Schwergewichte wie der Getreideriese Louis Dreyfus, der global tätige Lebensmittelkonzern Danone und das Kosmetikunternehmen L’oréal.
Das französische Unternehmen Atermes für KI- und High-End-Anlagen arbeitet seit 16 Jahren mit einem chinesischen Forschungsinstitut in der südwestchinesischen Metropole Chengdu zusammen und liefert vor allem technische Lösungskonzepte für Systeme der chinesischen Grenzsicherung. Marketingchef Lionel Thomas kennt den chinesischen Markt wie seine Westentasche. Im Interview mit „China Today“ sagt er: „Ich stimme Xi Jinpings Initiative, durch Zusammenarbeit eine globale Wirtschaft aufzubauen, vollends zu. Aus meiner Sicht ist es wichtig, fortgeschrittene Technologien mit großen Ländern wie China zu teilen, um auf diesem Wege mehr Chancen zu schaffen.“ Die Geschäfte in China würden Atermes dabei helfen, auch die Märkte außerhalb der Volksrepublik zu erschließen, beispielsweise in anderen asiatischen Ländern oder auch im Nahen Osten, so der Manager. Das gelte insbesondere auch für die Teilnehmerländer der Seidenstraßeninitiative.
Das deutsche Unternehmen Linde Hydraulics stieg im Jahr 2012 ins Chinageschäft ein. Der geschäftsführende Vizedirektor Janfried A. Tirre erklärt: „Aufgrund der stabilen Entwicklung und Öffnung der chinesischen Wirtschaft, insbesondere des ständig verbesserten Geschäftumfeldes, wächst das Geschäft unserer Firma auf dem chinesischen Markt rasant. Währenddessen bietet unsere Firma auch dem Weltmarkt Produkte und Dienstleistungen an.“ Die CIIE sei zweifelsohne eine sehr wichtige Plattform für Linde Hydraulics, auch um Verbindungen mit potenziellen Kooperationspartnern anzubahnen. Außerdem werde durch die Messe ein starkes Signal für den Welthandel gesetzt. „Die chinesische Fertigungsindustrie besitzt eine wichtige Position auf dem Weltmarkt“, sagt der Topmanager.
Im Verkaufsgespräch: Dieser Manager aus Uruguay erklärt chinesischen Kundinnen die Vorzüge des Rindfleisches aus seinem Heimatland.
Die italienische Firma Olivotto Glass Technologies begann bereits Anfang der 1970er Jahre Geschäftskontakte mit chinesischen Produzenten zu knüpfen. Das auf hochwertige Glasprodukte spezialisierte Unternehmen besitzt vor allem im Bereich KI-Anwendung Wettbewerbsvorteile. In Zusammenarbeit mit seinen chinesischen Partnern bietet Olivotto chinesischen Kunden eine breite Palette an Glasprodukten für die Anwendung in verschiedensten Bereichen an. Andrea Valle, Vertriebsmanager der italienischen Firma, sagt, dies sei seine erste Dienstreise nach China und er hege große Erwartungen an dieses Land voller Geschäftsmöglichkeiten. „Der chinesische Markt ist enorm wichtig für uns. Wir werden auch im nächsten Jahr mit im Boot sein“, versichert er.
Großer Markt, große Chancen
Während der CIIE 2019 verkündete der weltführende dänische Spielzeughersteller Lego die Errichtung eines „Legolandes“ in Shanghai. Der groß angelegte Themenpark soll zum Urlaubs- und Unterhaltungsgebiet für chinesische Familien werden.
Der dänische Konzern ist bereits seit mehr als 30 Jahren auf dem chinesischen Markt aktiv. 2016 wurde der erste Flagship Store in Shanghai eröffnet. Nach der Teilnahme an der ersten CIIE im vorigen Jahr ist die Zahl der Einzelhändler der Lego Group in China auf mehr als 70 geklettert. Das Unternehmen ist über sie in mehr als 30 chinesischen Städten vertreten, darunter nicht nur erstrangige Metropolen wie Shanghai, Beijing oder Guangzhou, sondern auch zahlreiche kleinere Städte der zweiten und dritten Rangstufe. Diese Entwicklungstendenz stärkt die Zuversicht der Konzernführung in den chinesischen Markt, die auch die Teilnahme an der zweiten CIIE beschloss, um schwerpunktmäßig grüne und umweltfreundliche Produkte zu präsentieren.
Zu den Geschäftserfolgen ausländischer Firmen durch ihre Teilnahme an der CIIE sagt Sun Chenghai, stellvertretender Generaldirektor des CIIE-Büros: „Die meisten Top-500-Unternehmen der Welt und die branchenführenden Konzerne, die an der ersten CIIE teilgenommen haben, sind auch in diesem Jahr wieder dabei, die Hälfte davon mit vergrößerter Ausstellungsfläche.“
Die spanische Nicolás Correa Group hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von Bohr- und Fräsmaschinen für mittlere und große industrielle Fertigungsprojekte spezialisiert und ist seit mehr als 30 Jahren auf dem chinesischen Markt aktiv. Trotz der langen China-Präsenz gab es lange Vertriebsengpässe. Doch nach der Teilnahme an der ersten CIIE 2018 konnte die Firma bei der Lösung dieses Problems merkliche Erfolge verzeichnen. Über 80 Bestellungen chinesischer Kunden gingen dank der Messe ein. Ignacio Alfayate, Generalmanager des spanischen Konzerns für den asiatischen Markt, sagt: „Das bedeutet, dass jede fünfte Bestellung mit unserer Teilnahme an der Importmesse des vorigen Jahres einhergegangen ist. Voraussichtlich werden wir in diesem Jahr 100 Bestellungen erhalten, denn bereits Monate vor der Messeeröffnung haben Dutzende chinesische Firmen ihr Interesse an unseren Produkten und ihren Kaufwunsch bekundet.“ Das seien handfeste Vorteile, so der Manager, weshalb er überzeugt sei, dass seine Firma auch 2020 wieder dabei sein werde.
E-Commerce und Dienstleistungshandel
Im Zeitalter des Internets erlebt insbesondere Chinas grenzüberschreitender E-Commerce einen Aufschwung, weshalb auch immer mehr ausländische Firmen ihre Produkte online präsentieren.
Eines davon könnte in Zukunft das peruanische Lebensmittelunternehmen INTERLOOM S.A.C sein. Lediglich zwei Stunden nach Ausstellungseröffnung empfing man hier am Messestand drei chinesische Einkäufer, die ihr Interesse bekundeten, peruanisches Quinoa, eine besonders eiweißreiche Getreidesorte, nach China zu importieren. Der Marktzugang für das Produkt wurde bereits genehmigt. Das peruanische Unternehmen plant eine Zusammenarbeit mit den beiden großen chinesischen Onlineshoppingportalen Jingdong und Alibaba, damit chinesische Verbraucher die peruanische Spezialität bequem von zu Hause bestellen können.
Neben dem Warenhandel bildet auch der Dienstleistungshandel in diesem Jahr wieder ein Highlight der CIIE. Der ecuadorianische Reiseveranstalter Latin America Experiences nimmt das Potential des Verkaufs touristischer Dienstleistungen an chinesische Verbraucher ins Visier. Firmengründer Pablo Palacios sagt: „Unsere Firma arbeitet daran, chinesischen Touristen maßgeschneiderte Reiseprogramme anzubieten. Zudem denken wir über eine Verbindung von touristischen Reisen und Bildungsreisen nach.“ Die Messe in Shanghai soll helfen, dieses besondere Angebot an den Mann zu bringen. „Einige chinesische Bildungsinstitutionen haben bereits Gespräche mit uns aufgenommen, was mich sehr freut“, erzählt der Ecuadorianer.
Die CIIE bietet ausländischen Firmen nicht nur die Chance, ihre Marktanteile in China auszubauen, sondern auch eine Plattform, Spitzenprodukte zu präsentieren, die hohe Gewinne versprechen. Das amerikanische Hightech-Unternehmen Medtronic, Inc. nimmt zum ersten Mal an der CIIE teil. Im Fokus seiner Produktpräsentation steht der weltweit kleinste Herzschrittmacher Micra, der als größte Neuheit besondere Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Chinas staatliches Büro für Arzneimittelkontrolle und -verwaltung schloss innerhalb von nur gut sechs Monaten das aufwendige Überprüfungs- und Genehmigungsverfahren für das Gerät ab und hat so dem amerikanischen Spitzenprodukt den Marktzugang ermöglicht.
Zhou Zuyi, Generaldirektor von Medtronic für Greater China, sagt, auf dem Messestand seiner Firma würden rund 50 medizinische Spitzenprodukte präsentiert. „Viele davon feiern Premiere in China und auch weltweit hier im Rahmen der CIIE. Sie decken viele medizinische Bereiche wie intelligente Chirurgie und chirurgische Operationen für Wirbelsäulenerven ab“, erklärt er.
Dem Abschwung der chinesisch-amerikanischen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zum Trotz zeigen sich amerikanische Unternehmen besonders aktiv auf der Messe. Die Zahl der US-Firmen auf der zweiten CIIE liegt bei 192, ein Plus von 18 Prozent gegenüber 2018. Auch die Ausstellungsfläche amerikanischer Firmen ist im Vergleich zum Premierenjahr (damals waren es 47.500 Quadratmeter) deutlich gewachsen. Ren Hongbin, assistierender Minister des chinesischen Handelsministeriums, sagt: „Daran erkennt man die große Anziehungskraft des chinesischen Marktes auf ausländische Unternehmen, einschließlich amerikanischer.“
Geschäftsumfeld verbessert sich stetig
Uruguay ist einer der drei großen Rindfleischlieferanten Chinas. Das Rindfleisch aus dem lateinamerikanischen Land zieht zahlreiche Einkäufer an. Innerhalb von nur einem halben Tag gingen 30 Großbestellungen beim Rindfleischproduzenten Pando ein. Nicolas Melian, Exportmanager der Firma, sagt, dass sich dank einer Reihe chinesischer Maßnahmen zur Handelserleichterung die Zollabfertigung erheblich verkürzt habe. 2018 reduzierte China die Zahl der nötigen Dokumente für Im- und Exportkontrolle auf 48, um die kombinierte Kontrolle durch Zollbehörde, Grenzkontrollbehörde und die Behörden für maritime Sicherheit voranzutreiben. Bis Ende 2018 wurde der Gesamtzeitaufwand für die Zollabfertigung von Im- bzw. Exporten gegenüber dem Vorjahr jeweils um 56,4 bzw. 61,2 Prozent verkürzt.
Seit einigen Jahren setzt China alles daran, sein Geschäftsumfeld weiter zu verbessern. Im vorigen Jahr führte Chinas Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform gemeinsam mit dem Handelsministerium eine Negativliste für den Marktzugang auswärtiger Unternehmen ein und ergriff Maßnahmen für eine neue Runde der Öffnung. Dementsprechend wurden und werden die Einschränkungen für auswärtige Investoren in Bereichen wie Bankwesen, Wertpapiere, Automobile, Elektrizitätsnetz, Haupteisenbahnlinien und Tankstellenbau aufgehoben. Im Oktober 2019 gab der Staatsrat die „Vorschriften über die Optimierung des Geschäftsumfeldes“ bekannt, wodurch eine diesbezügliche rechtsstaatliche Grundlage auf staatlicher Ebene gelegt wurde.
In seiner Grundsatzrede auf der Eröffnungszeremonie der 2. CIIE am 5. November betonte Chinas Staatspräsident Xi Jinping: „Demnächst wird China zur Lösung der hervorstechenden Probleme, die die Wirtschaftsentwicklung einschränken, seine Reformschritte in Schlüsselkettengliedern und wichtigen Bereichen beschleunigen und die Marktorientierung, Rechtsstaatlichkeit und Internationalisierung seines Geschäftsumfeldes ununterbrochen vervollkommnen sowie den Marktzugang für auswärtige Investoren lockern. Außerdem werden die Gegenstände der Negativliste weiter reduziert und die Systeme für Förderung und Schutz auswärtiger Investitionen sowie für die Einreichung der relevanten Informationen vervollkommnet.“
Der spanische Manager Ignacio Alfayate der Nicolás Correa Group sagt: „Chinas Regierung hat eine Reihe von Maßnahmen eingeführt, von denen wir stark profitieren.“ Diese Maßnahmen bezögen sich auf die Reform zur Verwaltungsverschlankung und zur Delegierung von Befugnissen, zur Verbindung von Lockerung und Kontrolle sowie zur Optimierung der Dienstleistungen. „Besonders zu erwähnen ist die Steuersenkungspolitik für ausländische Unternehmen“, betont der Spanier. „Sie hilft uns, unsere Marktanteile in China auszubauen. Die erfolgreichen Geschäfte unserer Firma in China sind auch dem verbesserten Geschäftsumfeld zu verdanken. In Zukunft werden wir unsere Investitionen in China weiter aufstocken“, so der Manager.
Federico Stanham, Chef des uruguayischen Fleischproduktionsverbandes, sagt: „China fügt sich immer intensiver in den Trend der wirtschaftlichen Globalisierung und treibt die Reform und Öffnung voran. Zudem gewährt die Volksrepublik auswärtigen Investoren zunehmend Inländerbehandlung.“ Besonders zu erwähnen sei hier das im März 2019 verabschiedete „Gesetz über auswärtige Investitionen“, das am 1. Januar
Im von der Weltbank veröffentlichten „Bericht über das globale Geschäftsumfeld 2020“ landet China in der globalen Rangliste an 31. Stelle. Gegenüber dem Vorjahr, in dem die Volksrepublik Position 46 belegte, ist China damit innerhalb nur eines Jahres 15 Stellen aufgerückt. Zudem stufte die Weltbank die Volksrepublik als eine der zehn Wirtschaften ein, die den größten Beitrag zur Verbesserung des globalen Geschäftsumfeldes beigesteuert haben. Im Zuge der neuen Runde der Reform und Öffnung sowie der weiteren Implementierung der Politik zur Verbesserung des Geschäftsumfeldes in China wird der chinesische Markt in Zukunft ganz sicher noch größere Anziehungskraft auf ausländische Unternehmen ausüben.