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Im Aufwind: Xinjiangs Außenöffnung setzt neue Segel

2024-03-19 17:27:00 Source:german.chinatoday.com.cn Author:Yang Shuangshuang
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Die Geschichte der antiken Seidenstraße ist allseits bekannt – vor mehr als 2000 Jahren ebnete Zhang Qian den Weg zu den westlichen Regionen und eröffnete damit die weltberühmte Seidenstraße, die mit Seide, Gewürzen, Tee und Porzellan beladene Kamelkarawanen durch das alte Eurasien führte. 

 

Soweit die Geschichte. Heute wird die Entwicklung von Chinas Westen, genauer gesagt der Region Xinjiang, in einem neuen Koordinatensystem verortet. Wichtige Meilensteine dabei: die Durchführung der Strategie zur groß angelegten Erschließung Westchinas und die gemeinsame Umsetzung der Seidenstraßeninitiative, die erst vor kurzem ihren 10. Jahrestag feierte. Im Rahmen dieser Vorstöße hat sich die Öffnung Xinjiangs zur Außenwelt weiter vertieft, ist breiter und umfassender geworden. Einen weiteren wichtigen Impuls setzte die Einrichtung der Pilotfreihandelszone Xinjiang. Sie eröffnet der Region nun beispiellose neue Möglichkeiten für die weitere Öffnung. 

 

  


„Tür der Öffnung“: Das Tor am Grenzübergang in Alashankou (Foto mit freundlicher Genehmigung der Presse- und Öffentlichkeitsabteilung des Parteikomitees von Alashankou) 

 

Beflügelt vom „Ostwind“ 

 

An der nordwestlichen Grenze Chinas stehen sich das Hochgebirge Alatau und der Gebirgszug Birliktau gegenüber. Sie formen eine lange, schmale Passage, die von China gen Westen, genauer gesagt nach Zentralasien führt. Genau an dieser Passage liegt die Stadt Alanshankou. Hier wehen durchschnittlich an mehr als 160 Tagen im Jahr Winde der Stärke 8. 

 

Neben dem starken Wind, den die sibirische Kaltluft mit sich bringt, weht hier aber auch noch ein anderer Wind, nämlich der Ostwind der Zeit, ein wirtschaftlicher Aufwind aus den östlichen Gebieten Chinas, den die gemeinsame Umsetzung der Seidenstraßeninitiative mit sich bringt. In den Wochen vor dem Frühlingsfest reihten sich hier am Eisenbahn-Port von Alashankou im Mongolischen Autonomen Bezirk Bortala die China-Europa-Güterzüge aneinander, startklar für die Abfahrt. Selbst der beißend kalte Wind tat dem geschäftigen Treiben keinen Abbruch. 

 

„Während die Züge in Kasachstan auf Breitspur rollen, ist in China die Normalspur gebräuchlich. Es gibt also eine Spurdifferenz von 85 mm. Deshalb müssen die Container der Güterzüge bei der Einreise am Alanshankou-Pass umgeschlagen werden“, erklärt uns Frachtführer Bai Zhaoxin. Der 29-Jährige weiß, wovon er spricht. Er wurde in eine Eisenbahnerfamilie hineingeboren. 

 

„Wir müssen den Sog des Ostwinds der Politik rechtzeitig nutzen“, sagt derweil Guo Hua, stellvertretender Direktor des Umschlagwerks des Bahnhofs von Alashankou. Die Stadt verfüge über Asiens größtes überdachtes Umschlaglager, erklärt er uns. Es seien Investitionen von insgesamt 100 Millionen Yuan in die Anlage geflossen. Die Gesamtfläche des Umschlaglagers beträgt knapp 20.000 Quadratmeter. Es verfügt über eine Gesamtschienenlänge von rund 2,6 Kilometern und über zwei Reihen von Containerhöfen. Die jährliche Umschlagkapazität erreiche 200.000 TEU, sagt uns Guo. Das neue Umschlaglager habe damit das Import- und Exportfrachtvolumen der Eisenbahn-Grenzübergangsstelle erheblich erhöht. 

 

​Li Jianglin, stellvertretender Bürgermeister von Alashankou, gibt uns weitere Eckdaten mit an die Hand. So punktet für die Anreise nach Europa entlang des Wirtschaftsgürtels Seidenstraße der internationale Handelskanal über Alashankou mit der kürzesten Transportentfernung, den kürzesten Fahrtzeiten und den geringsten Frachtkosten. Dank der Seidenstraßeninitiative hat der örtliche Eisenbahn-Port, als größter Landgrenzübergang Xinjiangs und wichtiger Energietransportkanal Chinas, bereits mehr als 22 Millionen Tonnen Waren umgeschlagen, mit einem Import- und Exporthandelsvolumen von 318,33 Milliarden Yuan. 

 

Mit einem langen Pfiff gibt Lokführer Guan Xizhi das Signal zur Abfahrt für einen China-Europa-Zug nach Kasachstan, mit einer Laufleistung von 12,8 Kilometern. „In einem Monat tätigen wir derzeit 21 bis 28 Fahrten, wesentlich mehr als in der Vergangenheit“, sagt Guan. Im vergangenen Jahr habe man die Effizienzsteigerung des Schienengüterverkehrs zwischen China und Europa regelrecht gespürt, sagt er. Der Lokführer erlebt hier hautnah mit, wie die neue Stadt auf der „Welle des Ostwindes“ reitet, wie er sagt, und sich immer stärker der Außenwelt öffnet. 

 

  


Eindrucksvolles Bauwerk: Dieser Grenzübergang in Korgas ging offiziell 2018 in Betrieb. Es ist bereits die sechste Auflage des Grenztors. Das neue, modernere Gebäude, das an die China-Europa-Eisenbahnlinie angrenzt und an der internationalen Fernstraße zwischen Westeuropa und Westchina liegt, ist längst zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden. 

 

Die Weichen stehen auf Öffnung 

 

​Als „goldene Grenzstelle“ bezeichnen viele derweil Korgas im Autonomen Bezirk Ili der kasachischen Minderheit. Der Grund: Wir haben es hier mit einem national erstklassigen Straßenübergang zu tun, mit der längsten Zollabfertigungsgeschichte, dem größten Transportvolumen und den umfassendsten Funktionen in ganz Westchina. 

 

Korgas bedeutet ursprünglich „Ort, an dem die Kamelkarawanen vorbeiziehen“. In der Antike war die Stadt ein wichtiger Knotenpunkt der Seidenstraße. Heute verläuft hier die Westroute für Güterzüge zwischen China und Europa. Korgas ist ein wichtiges Fenster im Rahmen der Seidenstraßeninitiative, Sinnbild der Dynamik und Vielfalt des internationalen Handels hier in der Region.  

 

Seit dem gemeinsamen Aufbau der Seidenstraßeninitiative knackt die jährliche Zahl der Güterzüge auf der Strecke zwischen China und Europa immer neue Rekorde. Yu Rong, stellvertretender Direktor der Sicherheitskommandozentrale am Eisenbahn-Grenzübergang Korgas, sagt, seit 2016 liege die Gesamtzahl der China-Europa-Züge, die die Grenzstelle von Korgas passierten, bei über 30.000. Der Strahlungsbereich habe sich von anfänglich zwei Ländern und drei Städten auf heute 18 Länder, 77 Routen und 45 Städte erweitert. Korgas habe sich damit zu einem goldenen Korridor für den internationalen Logistik-Landverkehr gemausert, so Yu. 

 

Die Erfolge haben zahlreiche Unternehmen angelockt. „Durch die Ansiedlung in Korgas konnte unser Unternehmen ein Drittel der Frachtkosten einsparen“, sagt etwa Gu Haifeng. Der Geschäftsmann kam im Zuge des Aufbaus des Kerngebiets des Wirtschaftsgürtels Seidenstraße aus der Provinz Zhejiang nach Korgas, um sich im Fahrzeugexport zu engagieren. Im April 2023 gründete er hier die Firma Korgas Asia-Europe International Supply Chain. 

 

„Seit der Gründung des Unternehmens haben wir mehr als 2000 Fahrzeuge exportiert. Und das Auftragsvolumen wächst stetig, jüngst um 30 bis 40 Prozent“, zeigt sich Gu zufrieden. In fünf zentralasiatischen Ländern, in Russland, in der Europäischen Union und im Nahen Osten bestehe derzeit eine erhöhte Nachfrage nach Autos, wobei Fahrzeuge im Preissegment von 100.000 bis 200.000 Yuan besonders beliebt seien, erzählt er uns. Der chinesische Geschäftsmann geht davon aus, dass Chinas Fahrzeugexportindustrie im Zuge der weiteren Öffnung noch zentralisierter, serienorientierter und standardisierter werde. 

 

Ein Blick auf die Landkarte offenbart Xinjiangs geografische Vorzüge: Als Region mit den meisten Grenzübergängen in China verfügt Xinjiang über 20 national erstklassige Grenzstellen, von denen 17 das ganze Jahr über geöffnet sind. Die Ports sind im Rahmen der koordinierten Entwicklung zudem gut miteinander verbunden und bilden so ein cleveres Gesamtgefüge für Xinjiangs Öffnung nach außen auf dem Landweg. 

 

In den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres belief sich Xinjiangs Außenhandelsvolumen auf insgesamt 320,53 Milliarden Yuan, ein Anstieg um 47,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit belegte Xinjiang in Bezug auf die Wachstumsrate landesweit Platz 2. Es war zudem das erste Mal, dass der Gesamtwert des Xinjianger Außenhandels die 300-Milliarden-Yuan-Marke überstieg, ein Rekordhoch. 

 

  


Wichtige Handelsverbindung auf der Schiene: Die China-Europa-Güterzüge kommen im Bahnhof der Grenzstelle Korgas an. (Foto mit freundlicher Genehmigung der Presse- und Öffentlichkeitsabteilung des Parteikomitees von Korgas) 

 

Chinas jüngste Freihandelszone 

 

Am 1. November 2023 richtete China offiziell seine 22. Pilot-Freihandelszone (PFTZ) ein: die Pilot-Freihandelszone Xinjiang. Es handelt sich um die erste derartige Zone im nordwestchinesischen Grenzgebiet. 

 

Die Entscheidung zur Einrichtung der neuen Zone war just am 10. Jahrestag des Aufbaus der PFTZ des Landes gefällt worden, und zwar durch das Zentralkomitee der Partei, mit dem Ziel, die Strategie zur Niveauhebung der Pilot-Freihandelszonen tiefgehend in die Praxis umzusetzen. Die neue Zone markiert einen wichtigen Schritt hin zur qualitativ hochwertigen Entwicklung Xinjiangs und einen neuen historischen Ausgangspunkt für die Erweiterung der chinesischen Außenöffnung. 

 

Am 3. November 2023 gab es in der Region eine weitere gute Nachricht: Eine Filiale der Bank CenterCredit aus Kasachstan ließ sich im Chinesisch-Kasachischen Internationalen Zentrum für Grenzkooperation in Korgas nieder. Es war die erste ausländische Bank, die sich seit der Eröffnung der Pilot-Freihandelszone Xinjiang in diesem Zentrum niederließ. 

 

Besagtes Zentrum ist die erste grenzüberschreitende Wirtschafts- und Handelskooperationszone zwischen China und dem Ausland. Sie umfasst eine Gesamtfläche von 5,6 Quadratkilometern, 3,43 Quadratkilometer davon auf chinesischem Boden, 2,17 Quadratkilometer auf kasachischer Seite. Die Liste der Hauptfunktionen des Zentrums ist lang: Handelsverhandlungen, Ausstellung und Verkauf von Waren, Lagerhaltung und Transport, Hotels und Restaurants, kommerzielle Dienstleistungseinrichtungen, Finanzdienstleistungen sowie die Veranstaltung verschiedener regionaler internationaler Wirtschafts- und Handelsmessen. 

 

„Bürger aus China, Kasachstan sowie Drittstaaten können sich mit gültigen Reisedokumenten 30 Tage lang visumsfrei über die Grenze bewegen und grenzüberschreitenden Tourismus erleben. Jede Person kann pro Tag zudem zollfreie Waren im Wert von 8000 Yuan vom Zentrum aus nach China bringen“, sagt Gaydar Alimas, stellvertretender Direktor des Büros des Zentrums.  

 

Chinas Ostwind der Pilot-Freihandelszonen hat eine Reihe der 500 größten Unternehmen der Welt in die Region „geweht“. Die erste Geschäftslizenz, die erste finanzielle Unterstützung, die erste globale Produktförderung – ein Projekt nach dem anderen wurde gestartet und ist im Aufwind. Als jüngste Pilot-Freihandelszone Chinas wird die PFTZ Xinjiang angetrieben von der starken Brise aus dem stärker entwickelten Ostchina. Und dank der großen Unterstützung dürfte die Region gewiss in eine noch bessere Zukunft segeln. 

  

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